Tierisch gut gehalten – Tierstallungen im Garten richtig planen und umsetzen (Teil 1)

Du träumst von eigenen Hühnern im Garten, denkst über ein Wachtelgehege nach oder möchtest Kaninchen ein artgerechtes Zuhause im Grünen bieten? Dann bist du hier genau richtig. Diese Artikelreihe richtet sich an alle Hobbyhalter und Hobbyhalterinnen, die ihre Tiere verantwortungsvoll, praktisch und naturnah im eigenen Garten unterbringen möchten – ganz gleich, ob du gerade erst anfängst oder schon erste Erfahrungen gesammelt hast.

Denn eines ist klar: Die Tierhaltung im Garten ist weit mehr als nur ein Trend. Sie verbindet Nachhaltigkeit, Selbstversorgung und Tierliebe – bringt aber auch Verantwortung, Planung und einiges an Wissen mit sich. Genau darum geht es in dieser Serie.

Was erwartet dich?

Du bekommst einen umfassenden Überblick über alles, was du wissen musst, um artgerechte Tierstallungen im Garten zu planen, zu bauen und erfolgreich zu betreiben – von der rechtlichen Grundlage über die Stallarten für Hühner, Wachteln und Kleintiere bis hin zu Themen wie Pflege, Hygiene, Kosten, nachhaltiger Bauweise und Erfahrungen aus der Praxis.

Die Serie gliedert sich in (aktuell) 13 Teilen – unter anderem zu folgenden Themen:

  • Warum Gartenhaltung so beliebt ist – und was sie dir (und den Tieren) bringt
  • Welche gesetzlichen Vorgaben, Platzbedarfe und Standortfaktoren du kennen solltest
  • Wie Hühnerställe, Wachtelvolieren oder Kleintierunterkünfte aussehen sollten
  • Ob sich der Selbstbau lohnt – oder wann ein Fertigstall besser ist
  • Was du bei Ausstattung, Hygiene, Wetter- und Raubtierschutz beachten musst
  • Wie du dich mit Nachbar*innen abstimmst und rechtlich auf der sicheren Seite bleibst
  • Wie du mit einem klugen Konzept nachhaltig, kosteneffizient und tiergerecht planst

Ergänzt wird die Reihe durch Checklisten, Praxistipps, Erfahrungsberichte und häufige Fragen, die dir den Einstieg und den Alltag mit deinen Tieren erleichtern.

In diesem Kapitel erfährst du, warum immer mehr Menschen ihre Tiere im Garten halten – und welche Vorteile diese Form der Tierhaltung für Mensch und Tier mit sich bringt.

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Warum Stallhaltung im Garten immer beliebter wird

Wer mit offenen Augen durch Wohngebiete spaziert, wird sie schnell entdecken: kleine, liebevoll gestaltete Ställe im Grünen. Aus einem Garten klingt ein leises Gackern, in einem anderen picken Hühner zwischen Staudenbeeten, daneben scharren Wachteln im Sand oder Kaninchen dösen im Schatten eines Apfelbaums. Die Tierhaltung im heimischen Garten, einst eher ein Bild aus ländlichen Gegenden, ist heute auch in Vororten und städtischen Randlagen angekommen – und wird Jahr für Jahr beliebter.

Zwischen Selbstversorgung und Entschleunigung: Warum immer mehr Menschen Tiere im Garten halten

Die Gründe für diesen Trend sind vielfältig – und sie spiegeln Entwicklungen wider, die tief in unsere Gesellschaft hineinreichen. Einige zentrale Auslöser:

Das wachsende Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit

In einer zunehmend globalisierten Welt wollen viele Menschen wieder mehr Kontrolle über das, was auf ihrem Teller landet.
Selbst gehaltene Hühner liefern Eier aus eigener Haltung, deren Qualität, Herkunft und Fütterung man selbst bestimmen kann. Gerade in Zeiten von Lebensmittelskandalen, Vogelgrippe und Antibiotikaeinsatz in der industriellen Tierhaltung suchen Verbraucher und Verbraucherinnen nach Alternativen.

Ein gutes Beispiel: Eine Legehenne im Garten kann – je nach Rasse – zwischen 180 und 280 Eier pro Jahr legen. Bei einer kleinen Gruppe von drei bis fünf Tieren kommt also schnell eine Versorgung für den Eigenbedarf zusammen – ganz ohne Verpackung, Kühlkette oder Transportwege.

Der Wunsch nach Entschleunigung und Naturverbundenheit

Gartenhaltung bedeutet auch: raus aus der digitalen Welt, rein ins echte Leben. Tiere haben ihre eigenen Rhythmen – und laden dazu ein, mit der Kaffeetasse am Stall zu stehen, beim Füttern die Hände schmutzig zu machen oder einfach nur zu beobachten, wie Wachteln im Sand baden. Viele Halter und Halterinnen innen berichten, dass sie durch ihre Tiere ein besseres Gespür für Zeit, Jahreszeiten und Verantwortung entwickeln.

Die Rückbesinnung auf alte Werte – besonders in Krisenzeiten

In Phasen gesellschaftlicher Unsicherheit – wie etwa während der Corona-Pandemie oder in Zeiten steigender Lebensmittelpreise – wächst die Bedeutung von Selbstversorgung, Vorratshaltung und Unabhängigkeit. Die private Tierhaltung erlebt in solchen Momenten regelmäßig Aufschwünge. Laut Daten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft stieg die Zahl der in Privatgärten gehaltenen Legehennen zwischen 2020 und 2022 um über 35 %.

Auch Wachteln haben sich dabei als leise, platzsparende Alternative etabliert – sie benötigen deutlich weniger Fläche, sind unauffälliger und legen dennoch bis zu 250 Eier pro Jahr.

Tierhaltung als Bildungschance und Familienprojekt

Immer mehr Familien entdecken die Gartenhaltung als gemeinsames Projekt: Kinder übernehmen Verantwortung für Futter, Pflege oder das Einsammeln der Eier. Sie erleben Tiere nicht als Spielzeug, sondern als Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen. Das prägt – und schafft oft auch ein neues Bewusstsein für Tierschutz und Umwelt.

Zurück zur Natur – ein Zeitgeistphänomen

In einer Zeit, in der viele von uns einen hektischen Alltag zwischen Büro, Bildschirm und Supermarktregal erleben, wächst das Bedürfnis nach Selbstbestimmung, Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit. Die Haltung von Tieren im eigenen Garten erfüllt gleich mehrere dieser Sehnsüchte:

  • Eier aus dem eigenen Hühnerstall, deren Herkunft man kennt.
  • Beobachtung und Versorgung der Tiere als entschleunigende Tätigkeit.
  • Ein verantwortungsvoller Umgang mit Lebewesen, besonders auch als pädagogische Erfahrung für Kinder.

Die Corona-Pandemie hat diesen Trend nochmals befeuert: Laut einer Umfrage des Bundesverbands für Tierhaltungsbedarf aus dem Jahr 2022 stieg die Zahl der Hobbyhalter*innen von Geflügel um rund 40 % im Vergleich zu 2019. Auch Wachteln und Kaninchen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit – sie benötigen weniger Platz, gelten als leise und sind für viele Gärten geeignet.

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Welche Tiere eignen sich für den Garten?

Die Vielfalt an möglichen Tierarten ist größer als viele denken. Neben klassischen Hühnern und beliebten Kaninchen rücken zunehmend auch Wachteln, Meerschweinchen oder kleine Zwerghuhnrassen in den Fokus.

Je nach Gartengröße, Nachbarschaft und Vorlieben gibt es für fast jede Lebenssituation passende Möglichkeiten. Selbst in Reihenhausgärten lassen sich mit etwas Planung tierfreundliche, optisch ansprechende Stalllösungen realisieren – ohne Lärm oder Geruchsbelästigung.

Glossar-Kasten: Hobbyhaltung
Bezeichnet die nicht-gewerbliche Tierhaltung im privaten Rahmen – meist zur Selbstversorgung, als Freizeitbeschäftigung oder aus tierfreundlichen Beweggründen. Anders als in der gewerblichen Nutztierhaltung steht hier nicht der wirtschaftliche Ertrag im Vordergrund.

Mehr als nur ein Trend

Die Tierhaltung im Garten ist kein kurzlebiger Hype, sondern Ausdruck eines tiefen gesellschaftlichen Wandels: hin zu mehr Verantwortung, Nachhaltigkeit und Naturverbundenheit im Alltag. Sie bringt frische Eier, lebendige Gärten, glückliche Tiere – und oft auch mehr Zufriedenheit für ihre Halter und Halterinnen.

Im nächsten Kapitel werfen wir einen Blick auf die Grundlagen der artgerechten Tierhaltung: Was bedeutet eigentlich „artgerecht“? Welche gesetzlichen Vorgaben gibt es? Und wie viel Platz brauchen deine Tiere wirklich?

Vorteile der Hobbyhaltung für Mensch und Tier

Eine artgerechte Tierhaltung im eigenen Garten kann für beide Seiten bereichernd sein – vorausgesetzt, sie erfolgt verantwortungsvoll. Was macht die Gartenhaltung so besonders?

Für den Menschen: Nähe, Verantwortung und Lebensqualität

Viele Hobbyhalter und Hobbyhalterinnen berichten, dass sie durch ihre Tiere ein neues Gefühl für Zeit und Achtsamkeit entwickeln. Statt morgens in Eile zur Arbeit zu hetzen, beginnt der Tag nun mit einem Gang zum Hühnerstall. Die Tiere bringen Struktur, beruhigen – und bieten sogar handfeste Vorteile:

  • Frische Eier oder Wachteleier täglich verfügbar.
  • Gartenarbeit mit Sinn: Ausmisten, Füttern, Stallpflege.
  • Erziehungswert für Kinder: Verantwortung lernen, Kreisläufe verstehen.
  • Biodünger durch Tiermist, insbesondere von Kaninchen oder Hühnern – ein Geschenk für den Kompost.
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Für das Tier: Artgerechte Haltung statt Massenproduktion

Tiere in der industriellen Massentierhaltung fristen oft ein trauriges Dasein. Wer Hühner, Wachteln oder Kaninchen im eigenen Garten hält – mit ausreichend Platz, Frischfutter und Beschäftigung – kann diesen Tieren ein deutlich besseres Leben ermöglichen. Die wichtigsten Faktoren:

TierartMindestanforderung an Platz (pro Tier)Besonderheiten
Hühnermind. 1–1,5 m² Stall + 5 m² AuslaufSandbad, Sitzstangen, Legeboxen
Wachtelnmind. 0,5 m² Stall + strukturierter Bereichniedriges Stallklima, keine Sitzstangen
Kaninchenmind. 3 m² je Tier + erhöhte EbenenBuddelmöglichkeiten, Rückzugsorte

Quelle: Deutsche Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT), Merkblätter 2023

Wenn Tiere sich ausleben dürfen – mit frischer Luft, natürlichem Tageslicht, Buddelmöglichkeiten und Sozialkontakt – bleiben sie gesünder, leben länger und zeigen ihr volles Verhaltensspektrum.

Glossar-Kasten: Artgerechte Haltung
Bezeichnet eine Haltungsform, die den natürlichen Bedürfnissen und dem Verhalten einer Tierart gerecht wird. Dazu gehören unter anderem ausreichender Platz, Sozialkontakte, arttypische Beschäftigung und Zugang zu Licht und Frischluft.

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Verantwortung und Realismus: Es ist nicht immer „wie im Bilderbuch“

Natürlich bringt die Haltung auch Herausforderungen mit sich: Stallpflege, Krankheitsprophylaxe, Urlaubsvertretung – all das will bedacht werden. Doch wer sich informiert, plant und mit Herz bei der Sache ist, wird belohnt: mit einer lebendigen, tiergerechten Gartenhaltung, die Freude, Lernen und Verantwortung vereint.

Praxistipp für Einsteiger und Einsteigerinnen innen:
Starte klein! Ein Hühnerstall für drei Hennen oder ein Wachtelgehege ist überschaubar – und du kannst erste Erfahrungen sammeln, bevor du den Bestand vergrößerst. Achte von Anfang an auf stabile Bauweise, gute Hygiene und ausreichend Auslauf.

Fazit: Dein Garten kann mehr – wenn du ihn mit Leben füllst

Tierstallungen im Garten sind weit mehr als ein vorübergehender Hype. Sie stehen für einen Lebensstil, der Naturerleben, Eigenverantwortung und Tierwohl miteinander verbindet – direkt vor der eigenen Haustür. Wer Hühner, Wachteln oder Kleintiere artgerecht im Garten hält, holt sich ein Stück Ursprünglichkeit zurück. Statt Konsum und Geschwindigkeit bestimmen nun Futterroutinen, Stallpflege und das leise Gackern oder Rascheln der Tiere den Takt.

Doch so idyllisch die Vorstellung ist – die Entscheidung für Gartenhaltung bringt auch Verantwortung mit sich. Denn Tiere im Garten zu halten, heißt: sich einlassen auf ihre Bedürfnisse, sie verstehen lernen und ihnen einen Lebensraum bieten, der ihnen wirklich gerecht wird.

Egal ob du bereits Erfahrung mitbringst oder ganz am Anfang stehst – du wirst merken: Mit der richtigen Planung, etwas Geduld und dem nötigen Wissen entsteht etwas Besonderes. Dein Garten wird nicht nur grün, sondern lebendig.

Ob als Eierlieferant, natürlicher Düngerproduzent oder einfach als treuer Begleiter im Alltag – Tiere im Garten bereichern unser Leben auf vielen Ebenen.

Ausblick: Was du jetzt wissen solltest – bevor du loslegst

Bevor du mit dem Bau eines Hühnerstalls, Wachtelgeheges oder Kleintierauslaufs startest, solltest du dich mit einigen wichtigen Grundlagen beschäftigen.
Denn artgerechte Haltung beginnt nicht erst im Stall, sondern schon bei der Planung:

  • Welche Tiere sind überhaupt erlaubt – und wo?
  • Wie viel Platz brauchen sie tatsächlich?
  • Welche rechtlichen Vorgaben gelten in deiner Region?
  • Und wie lässt sich ein Garten tiergerecht und nachbarschaftsfreundlich gestalten?

All das und mehr erfährst du in den nächsten Teilen.

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