Ein naturnaher Garten ist ein wichtiges Bindeglied zwischen der Natur auf der einen Seite und der Urbanisierung auf der anderen Seite. Die natürlichen Lebensräume für viele Pflanzen, insbesondere Wildpflanzen, Wildkräuter oder auch „Unkräuter“ schrumpfen und damit schrumpfen auch die Lebensräume von Vögeln, Tieren und Insekten. Das Insektensterben ist bereits im vollen Gange!
Der naturnahe Garten hat den Zweck dies zu ändern und Tieren jeglicher Art als auch Pflanzen einen Lebensraum zu bieten!
Zwischen 1989 und 2016 sind bereits mehr als 75 Prozent der Fluginsekten-Bestände verschwunden! Die Vereine NABU und BirdLife Cyprus machen bereits seit einiger Zeit auf den Rückgang von Singvögeln aufmerksam. 2017 teilten Sie mit, dass im Mittelmehrraum über 25 Millionen Singvögel zum Verzehr gejagt und getötet werden. In Deutschland liegt das Bienensterben bei etwa 20 Prozent. Invasive Pflanzenarten und Tierarten breiten sich aus, besonders in den monokulturartigen Gärten.
Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt.“
Also ran an die Arbeit!
Was ist ein naturnaher Garten?
Ein naturnaher Garten ist in erster Linie eine „grüne Insel“ mit einem hohen ökologischen und nachhaltigen Wert für Mensch und Tier. Der naturnahe Garten überzeugt mit der natürlichen Ästhetik als auch mit seinem hohen Mehrwert sei es Erholung, Entspannung oder Ernte.
Das Anlegen von naturnahem Gärten ist seit kurzem wieder ein Trend. Leider gibt es nur wenige Flächen. Gerade Kleingärtenvereine sträuben sich vor dem naturnahen Gärtnern. Für Hobbygärtner sehr frustrierend und keine Alternative.
Ein naturnaher Garten zeichnet sich durch insektenfreundliche Pflanzen, viel unversiegelte Fläche und einen gewissen wildwuchs aus.
Wie legt man einen naturnahen Garten an?
Einen naturnahen Garten anzulegen, ist nicht schwer. Es gibt dafür verschiedene Möglichkeiten. Sie können beispielsweise ein Gartenkonzept von Grund auf erstellen. Sie können aber auch anfangen, ihren vorhandenen Garten partiell verwildern zu lassen. Wenn Sie mit ein paar wilden Beeten anfangen oder mit einer wilden Ecke, dann ist das schon mal ein guter Schritt.
Wichtig ist, dass Sie darauf achten, dass Sie ausschließlich organische Dünger verwenden. Pflanzen Sie Wildkräuter und Wildstauden. Richten Sie kleine Steinhaufen oder Todholzhaufen ein. Verwenden Sie kompostierte Grünabfälle. Wenn Sie den Tieren und sich sehr viel Gutes tun wollen, dann pflanzen Sie beispielsweise Obstbäume, ernten aber nur einen kleinen Teil davon. Lassen Sie etwas Obst an den Bäumen hängen und auf dem Boden liegen. Zum Schutz des Bodens greifen Sie auf Bodendecker zurück. Statt eines Rasen legen Sie eine Blumenwiese an. Um Vögel anzuziehen, können Sie Nisthilfen und Nistkästen aufhängen. Auch ein kleiner Teich zieht viele Insekten und Tiere an. Besonders im Sommer ist ein Teich eine schöne Erfrischungsquelle für die Tiere.
Egal ob Sie einfach etwas verwildern lassen oder das ganze mit umfangreicher Planung starten. Ein Garten ist niemals fertig und in einem ständigen Wandel.
Naturnahen Garten planen
Wenn Sie Ihren vorhandenen Garten nicht verwildern lassen möchten, können Sie auch umfangreich planen. Hilfreich dazu sind unsere Empfehlungen hinsichtlich Gartenplaner und Apps, die Ihnen dabei helfen.
Wenn Sie den Garten planen, haben Sie natürlich einige Vorteile. Sie können den Gartenraum aufteilen. Blickfänge, Akzente und Sichtachsen setzen. So schaffen Sie eine harmonische Komposition aus wilden Chaos oder integrieren Ordnung ins Chaos. Die Möglichkeiten sind grenzenlos!
Wenn Sie mit der Aufteilung Ihrer Gartenfläche beginnen, bedenken Sie, dass nicht alles rechtwinklig oder zueinander ausgerichtet sein muss. Naturnah heißt auch, dass Sie natürliche Formen einsetzen können. Ein geschwungenes Beet in Verbindung mit geschwungenen Wegen hat auch seinen Charme.
Verbinden Sie den naturnahen verwilderten Garten mit einer Grillecke, Sitzecke oder einem Gartenhaus. Situationsbedingt sollten Sie darauf achten, dass Sie Ihren naturnahen Garten auch barrierefrei für behinderte Menschen oder Senioren gestalten. Wenn Sie eine Feuerstelle einrichten, denken Sie dabei auch an den Schutz der Tiere vor der Hitze!
Wichtig ist immer darauf zu achten, dass Sie viele und großflächig unversiegelte Stellen einplanen. Sie können auch Gemüsebeete oder Obstbeete einplanen, die Sie nachhaltig und naturnah bearbeiten können.
Bei der Planung der Details achten Sie darauf, dass die Bepflanzung und die weitere Ausstattung des naturnahen Gartens primär für die Bedürfnisse der Tiere und Insekten ausgerichtet und geplant werden sollte.
Für Eidechsen legen Sie beispielsweise eine Mauer oder einen Steinhaufen an. Einen Gehölzsaum, Bäume und Hecken für Vögel. Blumenbeete für Insekten. Auch Holzhaufen sind für die Tiere äußerst attraktiv.
Im Herbst sollten Sie Winterquartiere für Igel und Insekten anlegen. Totholzhaufen oder Steinhaufen sind ideal dafür. Aber Achtung, sie sollten die Haufen egal ob Stein oder Totholz anschließend nicht umlagern, sondern diese wortwörtlich der Natur überlassen.
Planen Sie in jeden Fall Pflege ein, auch wenn der Garten verwildert ist. Wenn Sie den Garten nicht pflegen, werden sich wenige dominante Pflanzen durchsetzen und es entwickelt sich genau das Gegenteil, von dem, was gewünscht ist. Statt Diversifizierung an Sorten und Arten, üppig blühende Beete, ein Tierparadies, entwickelt sich ein Gestrüpp, ein Brachland oder totes Land.
Wenn Sie am Anfang der Planung darauf achten, dass Sie winterharte, standortgerechte und starke Pflanzen pflanzen, dann wird Ihr naturnaher Garten pflegeleichter. Besonders dann, wenn sich die Pflanzen auf der einen Seite selbst behaupten können, aber nicht so stark sind, dass sie andere Pflanzen dominieren.
Naturnahe Ecke im Garten
Nicht immer hat man genug Platz um einen kompletten naturnahen Garten anzulegen oder man möchte auf seine anderen ästhetischen Wünsche Rücksicht nehmen und Wildwuchs mit Ordnung verbinden.
In diesem Fall können Sie eine Ecke in Ihrem Garten herrichten.
Kunden teilen uns immer öfter mit, dass Ihnen gewisse Geräusche, die Sie von Ihrer Kindheit in Erinnerung haben, fehlen. Beispielsweise das Zirpen von Heuschrecken, das Quaken von Fröschen, Zwitschern von Vögeln oder Summen von Bienen und anderen Insekten.
Wer ist einem Mietverhältnis wohnt, hat es mitunter schwer.
Hilfreich kann es aber sein, wenn Sie eine kleine Ecke in einem Gemeinschaftsgarten oder in ihrem Privatgarten einrichten. Wenige Quadratmeter reichen aus, um den Tieren und Insekten etwas Gutes zu tun.
Kleine verwilderte Ecken stören selten. Egal ob im Gemeinschaftsgarten, Hausgarten, Vorgarten, überall können Sie eine solche Ecke einrichten. Auch auf dem Balkon kann man mit verwilderten Balkonkästen der Natur teilweise helfen. Dachterrassen und Dachgärten sind ebenfalls ideal.
Es gibt auch Organisationen, die solche Gärten in öffentlichen Gärten beziehungsweise Parks und Fläche „wild“ anlegen. Von den Städten sind solche verwilderten Oasen nicht gerne gesehen.
Auch Schrebergärten wären dafür ideal. Leider sind die Verwaltungen der Schrebergärten nicht erfreut darüber. Wie auch bei Städten herrscht hier oft eine bürokratische Ordnung, gegen die niemand verstoßen darf.
Um eine Ecke anzulegen, reichen ein bis zwei Quadratmeter völlig aus.
Wenn Sie solche Ecken anlegen oder auf dem Balkon eine solche „Ecke“ anlegen, sollten Sie auf Gehölze verzichten und stattdessen auf Stauden und Kräuter ausweichen.
So können Sie bei einem Umzug oder aus welchen Gründen auch immer, den naturnahen Garten „entfernen“ müssen, können Sie dies so sehr einfach tun und eine Ecke im Garten wieder zu einer Wiese machen.
Geeignete Pflanzen
Eine der wichtigsten Fragen bei der Gestaltung eines naturnahen Gartens wird früher oder später die Frage der Pflanzenauswahl sein.
Viele denken bei naturnahen Garten oft an stechende Distel, brennende Brennnessel oder sonstige „Unkräuter“. So eintönig ist ein naturnaher Garten nicht. Natürlich sind Brennnessel, Distel und Co. super Pflanzen, aber die Auswahlmöglichkeiten sind viel größer!
Die Bandbreite an Pflanzen ist riesig, blühende Stauden, Gehölze, Kräuter. Sie können praktisch, mehr oder weniger, alles pflanzen.
Beispielsweise können Sie für Insekten Salbei (Salvia officinalis), Minze (Mentha), Echter Lavendel (Lavandula angustifolia), Melisse (Melissa), Borretsch (Borago officinalis) oder viele andere Kräuter pflanzen. Schmetterlinge erfreuen sich zudem auch an Schmetterlingssträucher (Buddleja),
Eine schöne Auswahl an Kräutern sorgt für einen wunderbaren Duft, eine kleine Kräuterküche und bezaubert mit vielen schönen Blüten und Insekten.
So haben Sie eine Win-Win-Situation. Nahrung für Insekten, Kräuter für Speisen, Tee und Salat für sich.
Auch andere Stauden wie Fetthenne (Sedum), Königskerzen (Verbascum) oder Habichtskraut (Hieracium) eigenen sich hervorragend.
Idealerweise wählen Sie eine sonnige Ecke und pflanzen die Pflanzenkomposition, mit der Sie sicherstellen, dass von Frühjahr bis weit in den Herbst etwas blüht und / oder Früchte trägt.
Egal ob Sie einen Balkon, eine kleine Ecke, einen mittleren Garten oder einen großen Garten haben, egal ob im dicht besiedelten Innenbereich oder im Außenbereich, Sie können überall ein grünes Paradies für Vögel, Insekten, Eidechsen, Bienen und andere Tiere schaffen. Es reicht, wenn Sie bereits kleine Einheiten in einen naturnahen Garten umwandeln.
Überlegen Sie sich gut, wie viel Rasen oder versiegelte Fläche Sie wirklich brauchen. Je mehr Beete naturnah ausgerichtet sind, desto besser für die Natur. Die richtigen Gehölze und Stauden eines verwilderten bzw. naturnahen Gartens bringen einen hohen Zierwert mit sich und unterstützen so auch geordnete Gärten.
Wildgehölze und Wildstauden für den naturnahen Garten
Ein großes Grundstück, darauf ein alter Baum, dichte Sträucher und Hecken, viele verwilderte Pflanzen, einen kleinen Teich, dort fühlen sich viele Tiere wohl. Singvögel, Specht, Eule, Einhörnchen, Haselmaus, Eidechsen, Fische und Insekten wohl.
Leider hat das nicht jeder. Bis die Pflanzen so groß sind, um einen „ökologischen“ Wert zu haben, dauert es oft Jahre.
Aber es gibt Möglichkeiten, um aus jedem Grundstück einen naturnahen Garten zu zaubern.
Glücklicherweise gibt es neben Jungpflanzen auch ausgewachsene Pflanzen und Gehölze zu kaufen.
Heimische Baumarten wie zum Beispiel diverse Linden-Arten u. a. Winterlinde (Tilia cordata) sind gut geeignet. Weitgehend jeder Apfelbaum kann verwendet werden. Auch Stieleiche (Quercus robur) unterstützt den naturnahen Garten sehr gut. Diese Bäume bieten einem Großteil der heimischen Insekten einen wertvollen Lebensraum.
Wenn Sie Bäume pflanzen, achten Sie dabei bitte auf die Abstände zum Nachbarn, öffentlichen Plätzen und Straßen.
Als Sträucher eignen sich ebenfalls viele einheimische Arten. Zum Beispiel der Schwarze Holunder (Sambucus nigra), der im Herbst Früchte ausbildet, die von vielen Vögeln geschätzt werden. Jede Art von Beerensträucher ist geeignet, beispielsweise Johannisbeeren (Ribes rubrum).
Auch der eingriffelige Weißdorn (Crataegus) eignet sich hervorragend.
Wilde Rosen wie die Hundsrose (Rosa canina) oder die Apfelrose (Rosa villosa) runden den Garten ab und tragen im Frühsommer wunderschöne Blüten und setzen somit wichtige Akzente für den Garten als auch für die Insekten.
Als heimische Wildstauden sollten Sie auf den giftigen, roten Fingerhut (Digitalis purpurea), die wilde Malve (Malva sylvestris) oder das echte Eisenkraut (Verbena officinalis) setzen. Bei der Auswahl der Wildstauden gibt es keine Grenzen. Fast alle werden von Insekten egal ob Biene, Hummel oder Schmetterlingen angeflogen. Ungefüllte Sorten sollten Sie vorziehen, da sie mehr Pollen liefern. Bei gefüllten Sorten werden Staubgefäße zu Blütenblättern umgewandelt, sodass sie weniger Pollen besitzen.
Eine Liste von Stauden für Insekten und Bienen haben wir für Sie zusammengestellt.
Gestaltungselemente und Tipps
Um Ihren naturnahen Garten in eine Oase für Mensch und Tier zu verwandeln, haben wir im folgenden einige Tipps und Gestaltungselemente zusammengestellt.Damit Sie ein richtiges Paradies schaffen, das Lebensraum für möglichst viele Arten an Insekten, Vögeln, Pflanzen und anderen Tieren bietet, gibt es einige „Regeln“ einzuhalten.
Die wichtigste Regel, keine synthetischen bzw. chemischen Dünger und Pflanzenschutzmittel. Diese sind in einem naturnahen Garten tabu. Greifen Sie auf natürliche Präparate zurück wie Hornspäne, Kompost, selbstgemachter Dünger oder selbstgemachte Jauchen.
Verwenden Sie Wildstauden und Wildkräuter, verzichten Sie auf hochgezüchtete Sorten bei der Pflanzenauswahl. Es ist wichtig, dass die Pflanzensorten möglichst „unverändert“ und nicht auf irgendwelche dominanten Eigenschaften hin optimiert wurden. Züchterisch sollten die Sorten also möglichst unverändert sein. Heimische Arten sind in jedem Fall vorzuziehen. Das heißt aber nicht, dass Sie auf veränderte Sorte oder nicht regionale Sorten verzichten müssen. Auch diese Sorten haben einen ökologischen Wert und liefern Pollen oder Nektar. Sie sollten aber nicht unbedingt in der Mehrzahl vorliegen.
Verwenden Sie Totholz, darunter verstehen sich abgetrennte Äste und Zweige, aber auch Baumwurzeln oder sonstige Holzstücke, die nicht industriell z. B. mit Lack bearbeitet worden sind. Diese Elemente bieten für die Tiere einen Schutz, ein Versteck, aber auch einen gewissen Charme für den Garten. Wenn Sie einen Totholzhaufen zusammengetragen und platziert haben, sollte der Totholzhaufen dort auch verbleiben und nicht umgesetzt werden.
Grünabfälle sind wertvoll für Ihren Garten. Sie können Grünabfälle zum Abdecken nutzen oder Kompostieren. Beides dient als Dünger und zur Bodenverbesserung, es versorgt die Pflanzen als auch die Organismen im Boden mit wichtigen Nährstoffen.
Achten Sie darauf, dass Sie eine Kreislaufwirtschaft in Ihrem naturnahen Garten etablieren. So fällt kein „Müll“ an.
Früchte, egal ob Apfel, Beeren oder Samen sollten Sie nur zum Teil ernten. Lassen Sie für die Tiere einiges hängen. Auch Früchte, die auf dem Boden liegen, sollten dort verbleiben. Sie sind wichtige Nahrungsquellen für Insekten, Vögel und andere Tiere.
Schneiden Sie Stauden und Gehölze erst im Frühjahr zurück.
Vermeiden Sie „nackte“ Erde. Der Boden in Ihrem naturnahen Garten sollte flächendeckend bewachsen sein. Verwenden Sie dafür Bodendecker. Es gibt eine große Auswahl an Bodendeckern. Sie schützen den Boden im Sommer vor Austrocknung und bieten Lebensraum für viele Tiere und Insekten.
Beim naturnahen Garten heißt es: Wiese schlägt Rasen. Viele denken, dass Wiese und Rasen dasselbe sei, aber das ist nicht so, auch wenn sie oft als Synonyme verwendet werden. Ein Rasen ist eine trittfeste Nutzfläche aus gekürzten Gräsern. Eine Wiese ist eine artenreiche Ansammlung von verschiedenen Gräsern und Pflanzen, kurz Blumenwiese. Eine Blumenwiese kann im Übrigen viel einfach zu pflegen sein, als ein Rasen. Rasenpflege darf man nicht unterschätzen.
Planen Sie Nisthilfen mit ein. Wenn Sie viele Vögel, Insekten, Tiere in Ihren Garten holen möchten, die anschließend auch bei Ihnen heimisch werden sollen, dann sind geeignete Nisthilfe notwendig. Ebenso Überwinterungsplätze. Verwenden Sie beispielsweise klassische Nistkästen, Insektenhotels, Igelhäuser oder andere geeignete Tierbehausungen additiv zu einem Totholzhaufen oder Steinhaufen.