Solaranlage für den Eigenbau: Teil 1 – Das Balkonkraftwerk – Ihre eigene Stromquelle

In einer Zeit, in der die Strompreise stetig steigen, gewinnen kleine Photovoltaikanlagen immer mehr an Beliebtheit – nicht nur bei Hausbesitzern, sondern auch bei Mietern. Die Rede ist von Balkonkraftwerken, einer Art Mini-Solaranlage, die auf Balkonen oder Terrassen installiert werden kann. In diesem ersten Teil unserer Artikelserie erfahren Sie, was es mit Balkonkraftwerken auf sich hat und wie Sie mithilfe eines geeigneten Aufstellortes Ihre Stromkosten senken können.

Was ist ein Balkonkraftwerk?

Ein Balkonkraftwerk, auch als Steckdosen-Solargerät oder Stecker-Solar-Anlage bezeichnet, ist eine Photovoltaikanlage, deren Wechselrichter nicht mehr als 600 Watt elektrische Energie ins Stromnetz einspeist. Für solche Anlagen gibt es in Deutschland die Möglichkeit eines vereinfachten Anmeldeverfahrens, das Sie als Betreiber eigenständig durchführen können – ohne die Notwendigkeit eines Elektrikers.

Im Gegensatz dazu werden große Dachsolaranlagen von zertifizierten Elektrikern installiert, und dieser Elektriker übernimmt auch sämtliche erforderlichen Anmeldungen. Bei Balkonkraftwerken mit einer Leistung von bis zu 600 Watt können Sie die Installation und Anmeldung hingegen selbst vornehmen. Es ist jedoch zu beachten, dass die Leistungsgrenze für Balkonkraftwerke in Deutschland bei 600 Watt liegt, während andere EU-Länder, wie beispielsweise Österreich, teilweise bis zu 800 Watt erlauben. In Deutschland wird auch über die Erhöhung der Grenze auf 800 Watt diskutiert.

Was gehört nicht zu einem Balkonkraftwerk?

Um Missverständnisse zu vermeiden, möchten wir klarstellen, dass in dieser Artikelserie nicht über folgende Photovoltaikanlagen gesprochen wird, da für sie das vereinfachte Anmeldeverfahren nicht gilt:

  • Solaranlagen, deren Wechselrichter mehr als 600 Watt Leistung abgeben können.
  • Große Dach- oder Freiflächen-Solaranlagen.
  • Mobile Solaranlagen, wie sie in Wohnmobilen verwendet werden (diese benötigen keine Anmeldung).
  • Inselsolaranlagen, die nicht mit dem öffentlichen Stromnetz verbunden sind (auch diese benötigen keine Anmeldung).

Wie verdienen Sie Geld mit einem Balkonkraftwerk?

Anders als bei großen Solaranlagen erhalten Betreiber von Balkonkraftwerken keine Einspeisevergütung für den erzeugten Solarstrom. Überschüssiger Strom, der nicht sofort verbraucht wird, wird zwar ins öffentliche Stromnetz eingespeist, aber der Betreiber erhält keine Vergütung dafür. Diese Eigenheit macht Balkonkraftwerke aus. Hier erhalten Sie kein Geld für eingespeisten Solarstrom.

Die Hauptersparnis für Betreiber von Balkonkraftwerken ergibt sich durch den Eigenverbrauch des erzeugten Stroms. Das bedeutet, dass Sie Ihre jährlichen Stromkosten senken, indem Sie den erzeugten Solarstrom selbst nutzen. Es ist wichtig zu beachten, dass der erzeugte Solarstrom zeitgleich verbraucht werden muss. Wenn beispielsweise an einem sonnigen Mittag 600 Watt erzeugt werden, aber der aktuelle Grundbedarf nur bei 100 Watt liegt (z.B. Geräte im Standby-Modus, Router, Radiowecker, Kühlschrank), dann wird der überschüssige Strom (500 Watt in diesem Fall) dem Energieversorgungsunternehmen geschenkt.

Was kostet ein Balkonkraftwerk?

Die Kosten für ein Balkonkraftwerk können je nach den individuellen Anforderungen variieren. Im Jahr 2022 lagen die ungefähren Preise für die Hauptkomponenten wie folgt:

  • Wechselrichter: 220 – 350 EUR
  • Anschlusskabel vom Wechselrichter zur 230V-Steckdose: 30 EUR
  • Solarmodul mit 400 Wattpeak (Wp): 200 EUR
  • Befestigung oder Aufständerung für ein Modul: 40 – 80 EUR
  • Monitoring (falls nicht im Wechselrichter integriert): 20 – 120 EUR

Ein 600 Watt Balkonkraftwerk mit 2 Modulen kostet also etwa 900 EUR und sollte sich in 4 – 5 Jahren amortisieren, insbesondere wenn die Strompreise weiter steigen.

Rechtlicher Rahmen und Genehmigungen

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Balkonkraftwerke sind teilweise noch in einer Grauzone. Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, welche Vorschriften und Regelungen für diese Art von Solaranlagen gelten. Einige wichtige Punkte sind jedoch klar:

  • Balkonkraftwerke bis 600 Watt Wechselrichterleistung sind in Deutschland zulässig. Ab 2024 auch Balkonkraftwerke mit bis 800 Watt Wechselrichterleistung
  • Diese Anlagen dürfen steckbar sein und müssen über eine Sicherheitsabschaltung durch den Wechselrichter verfügen.
  • Der Aufbau der Anlage sowie die erforderlichen Anmeldungen können vom Betreiber selbst vorgenommen werden.
  • Es gibt keine Einspeisevergütung für eingespeisten Solarstrom.

Die Zustimmung des Vermieters oder der Eigentümergemeinschaft ist in vielen Fällen erforderlich, insbesondere wenn Sie Mieter sind oder in einer Wohnungseigentümergemeinschaft leben. Auch sollten Sie sicherstellen, dass Ihr Stromzähler den eingespeisten Strom korrekt erfasst, um rechtliche Probleme zu vermeiden.

Anmeldung und Förderung eines Balkonkraftwerks

Wenn Sie sich für die Installation eines Balkonkraftwerks entschieden haben, stehen Sie vor einigen bürokratischen Schritten, um Ihr Vorhaben erfolgreich umzusetzen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Ihr Balkonkraftwerk anmelden und welche Fördermöglichkeiten auf kommunaler und Landesebene verfügbar sind.

Schritt 1: Anmeldung im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur

Die Anmeldung eines Balkonkraftwerks erfolgt in der Regel über das Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur, das als zentrale Anlaufstelle für die Registrierung von Stromerzeugungsanlagen in Deutschland dient. Der Prozess gliedert sich in drei unkomplizierte Schritte:

  1. Anlegen eines Benutzerkontos und eines MaStR-Zugangs: Besuchen Sie die Website des Marktstammdatenregisters und erstellen Sie ein persönliches Benutzerkonto sowie einen MaStR-Zugang. Dieser Zugang ist notwendig, um Ihre Anlage erfolgreich zu registrieren.
  2. Registrierung als Anlagenbetreiber: Nun müssen Sie sich selbst oder Ihr Unternehmen als Anlagenbetreiber registrieren. Die Website führt Sie durch den Prozess und erfordert die Bereitstellung aller erforderlichen Informationen.
  3. Registrierung Ihrer Stromerzeugungsanlage: Nach erfolgreicher Registrierung als Anlagenbetreiber können Sie Ihre Balkonkraftwerksanlage anmelden. Geben Sie alle relevanten Daten an, wie beispielsweise die Leistung und den Standort Ihrer Anlage.

Wir empfehlen dringend, die auf der Website verfügbaren Videos anzusehen, da sie den Anmeldeprozess erheblich erleichtern und sicherstellen, dass alle Angaben korrekt sind.

Schritt 2: Kontakt mit Ihrem Netzbetreiber

Die Meldung Ihres Balkonkraftwerks an Ihren Netzbetreiber ist der nächste wichtige Schritt. Beachten Sie jedoch, dass jeder Netzbetreiber seine eigenen Verfahren und Formulare verwenden kann. So gehen Sie vor:

  1. Ermitteln des zuständigen Netzbetreibers: Ihr Netzbetreiber muss darüber informiert sein, dass Sie eine Stromerzeugungsanlage betreiben. Dies muss nicht zwangsläufig Ihr regulärer Energieversorger sein. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie bietet eine hilfreiche Suchfunktion, um den richtigen Netzbetreiber zu ermitteln.
  2. Besuch der Website des Netzbetreibers: Gehen Sie auf die Website Ihres Netzbetreibers und suchen Sie nach Informationen zur Anmeldung von Balkonkraftwerken. Normalerweise finden Sie hier ein Formular, das Sie ausfüllen, ausdrucken und per Post einsenden können.

Es ist wichtig zu beachten, dass Sie auch eine Abstimmung in Bezug auf den Zählertausch mit Ihrem Netzbetreiber durchführen müssen. In den meisten Fällen ist dieser Service für Sie als Kunden kostenlos. Falls Ihr Netzbetreiber Gebühren erheben sollte, fragen Sie nach der rechtlichen Grundlage dafür.

Mit diesen einfachen Schritten sind Sie auf dem besten Weg, Ihr Balkonkraftwerk anzumelden und saubere, erneuerbare Energie zu erzeugen. Bald werden Sie die Vorteile Ihrer eigenen grünen Energiequelle genießen können.

Fördermöglichkeiten auf kommunaler und Landesebene

Vergessen Sie nicht, sich vor Beginn Ihres Projekts nach verfügbaren Förderprogrammen in Ihrer Gemeinde oder Ihrem Bundesland zu erkundigen. Diese Programme bieten oft finanzielle Unterstützung für die Errichtung von Balkonkraftwerken und können dazu beitragen, Ihre Investitionskosten zu reduzieren. Informieren Sie sich bei Ihrer örtlichen Behörde oder auf deren Website über die aktuellen Fördermöglichkeiten, um Ihr Balkonkraftwerk noch kosteneffizienter zu gestalten.

Fragen und Antworten zu Balkonkraftwerken

Zum Abschluss dieses Artikels möchten wir einige häufig gestellte Fragen zum Thema Balkonkraftwerke beantworten:

Frage 1: Woher weiß ein Gerät, dass es Solarstrom verbrauchen soll und keinen Netzstrom?

Ein elektrisches Gerät kann nicht selbst entscheiden, welchen Strom sie nutzen. Diese Entscheidung trifft der Wechselrichter. Der Wechselrichter misst die Spannung, die er von den Solarmodulen erhält. Wenn er genügend Strom aus den Solarmodulen beziehen kann, erhöht er seine eigene Einspeisespannung über die der Netzspannung. Dies führt dazu, dass der erzeugte Solarstrom priorisiert genutzt wird, bevor auf Netzstrom zurückgegriffen wird. Beachten Sie, dass dieser Prozess nur auf der Phase erfolgt, auf der der Wechselrichter Strom einspeist.

Frage 2: Müssen Wechselrichter und Verbraucher, die den Solarstrom nutzen wollen, auf der selben Phase liegen?

Ja, rein technisch gesehen müssen Wechselrichter und die Verbraucher, die den Solarstrom nutzen, auf derselben Phase liegen. Strom kann nicht einfach von einer Phase zur anderen wechseln, da es sich um getrennte Leitungen handelt. In Bezug auf die Abrechnung und Energiebilanz spielen die Phasen jedoch eine untergeordnete Rolle, da Drehstromzähler die Leistungen zwischen den Phasen saldieren.

Frage 3: Kann ich meinen Solarstrom, den ich mittags einspeise, in der Nacht nutzen?

Nein, das ist nicht möglich. Solarstrom muss zeitgleich mit seiner Erzeugung verbraucht werden. Überschüssiger Solarstrom, der nicht sofort verbraucht wird, wird ins öffentliche Netz eingespeist. Strom, der während der Nacht oder wenn das Balkonkraftwerk nicht erzeugt, benötigt wird, muss zu den vertraglich vereinbarten Konditionen vom Energieversorger bezogen werden. Eine Nutzung von Solarstrom in der Nacht ist nur mit einem eigenen Batteriespeicher möglich, was jedoch mit zusätzlichen Kosten verbunden ist.

Frage 4: Wie kann ich verhindern, dass ich Solarstrom verschenke?

Um den Verlust von Solarstrom zu minimieren, gibt es verschiedene Maßnahmen:

  • Ermittlung des ständigen Grundbedarfs: Bei der Planung Ihres Balkonkraftwerks sollten Sie den ständigen Grundbedarf bestimmen, der kontinuierlich benötigt wird (z.B., für Router, Standby-Geräte und Kühlschränke). Auf dieser Grundlage können Sie die Leistung Ihres Balkonkraftwerks anpassen und eventuell eine kleinere Anlage mit geringerer Leistung installieren.
  • Verlagerung des Verbrauchs in sonnenreiche Stunden: Versuchen Sie, den Energieverbrauch in die Stunden zu verlagern, in denen die Sonne scheint. Dies kann bedeuten, dass Sie beispielsweise Ihre Geschirrspülmaschine laufen lassen, wenn Ihr Balkonkraftwerk aktiv ist. In einigen Fällen können auch intelligente Steckdosen verwendet werden, um den Verbrauch automatisch zu optimieren.

Frage 5: Kann ein Stromschlag auftreten, wenn ich den Schukostecker aus der Steckdose ziehe?

Der Schukostecker hat zwar blank liegende Kontakte, die nicht gegen Berührung geschützt sind. Dennoch besteht keine Gefahr eines Stromschlags, da der Wechselrichter erkennt, wenn der Stecker gezogen wird, und die Leitung sofort spannungsfrei schaltet. Der Wechselrichter speist nur dann ins Wohnungsnetz ein, wenn er Netzstrom von Seiten des Energieversorgers erkennt.

Frage 6: Kann ein Balkonkraftwerk bei einem Stromausfall im öffentlichen Netz Strom liefern?

Nein, ein Balkonkraftwerk benötigt immer das öffentliche Netz, um Strom zu erzeugen. Wenn das öffentliche Netz ausfällt, wird auch das Balkonkraftwerk inaktiv.

Frage 7: Mein Balkonkraftwerk funktioniert nicht, das Lämpchen am Wechselrichter ist aus, und der WLAN-Zugangspunkt ist offline. Was kann ich tun?

Wenn Ihr Balkonkraftwerk nicht funktioniert und der Wechselrichter ausgeschaltet ist, kann dies auf unzureichende Sonneneinstrahlung zurückzuführen sein, insbesondere im Winter. Die meisten Balkonkraftwerk-Wechselrichter sind so konzipiert, dass sie bei Dunkelheit oder unzureichendem Sonnenlicht in den Energiesparmodus gehen. In diesem Fall sollten Sie bis zum nächsten Morgen warten, wenn die Sonne wieder scheint. Überprüfen Sie außerdem alle Steckverbindungen sowohl auf der Gleichstromseite (DC) als auch auf der Wechselstromseite (AC).

Frage 8: Geht der Wechselrichter kaputt, wenn die Solarmodule mehr Leistung erzeugen können, als der Wechselrichter angegeben ist?

Nein, ein Wechselrichter wird in der Regel nicht beschädigt, wenn die Solarmodule in der Summe mehr Leistung erzeugen können, als der Wechselrichter angegeben ist. Wichtig ist, dass die Eingangsspannung des Wechselrichters niemals überschritten wird. Ein hochwertiger Wechselrichter schützt sich selbst, indem er bei zu hoher Spannung abschaltet und den Strom begrenzt, um Schäden zu vermeiden.

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