Lohnt sich eine Photovoltaik-Anlage?

In den meisten Fällen schlimmerweise nein. Wir haben es an mehreren Angeboten getestet und berechnet.
Uns wurde letztens 7 Kilowattpeak (ziemlich unrealistisch) inklusive Speicher für 27.000 € angeboten.
Von den 7.000 Kilowattstunden können etwa 60 % genutzt werden, dass macht 4.200 Kilowattstunden.
Neben wir einen Strompreis von 0,40 € pro Kilowattstunden an (aktuell liegt der günstigste bei 0,32 €) .
Dann spart man mit einer Photovoltaik-Anlage im Jahr 1.680 €. Gerechnet: 4.200 Kilowattstunden multipliziert mit dem Strompreis von 0,40€.

In 10 Jahren wäre dies eine Ersparnis von 16.800 €. Das hört sich erst mal recht gut an.
Die Anlage rentiert sich somit nach etwa 16 Jahren.
Eine Batterie und den Wechselrichter muss man nach etwa 10 Jahre tauschen.

Das kostet aktuell etwas 50 % der Anlage, macht 13.500€.
Dazu kommen Versicherung, Wartung, Reinigung, Modulaustausch.
Über 10 Jahre kann man mit etwa 2.000 € kosten rechnen.
Nach 10 Jahren hat man im schlimmsten Fall kosten von 15.500 €. Diese von unserer Ersparnis (16.800 €) abgezogen macht nach 10 Jahren einen effektiven Gewinn von 1.200 €.

Das ergibt 120 € im Jahr und sorgt dafür, dass die Anlage wiederum effektiv 225 Jahre benötigt um sich zu amortisieren.

Das hört sich definitiv eher schlecht als recht an.

Einspeisevergütung

Ja es gibt noch eine Einspiesevergütung, diese rentiert sich allerdings nicht mehr.

Die Einspeisevergütung von 0,06 € für 2.800 Kilowattstunden (Nicht selbst verbraucht, sondern ins öffentliche Netz eingespeist) beträgt aktuell 0,06 € und wurde eine jährliche Einnahme von 168,00€ bringen.
Eingefügt in die obige Rechnung würde die Anlage bei 288 € jährlicher Einnahme nach 94 Jahre für die Amortisierung benötigen.

Auch nicht wirklich erbaulich.

Realistische Anlagenpreise

In einem Gespräch mit der Verbraucherzentrale rät man nicht mehr als 2.000 € pro Kilowattpeak inkl. Speicher auszugeben. Ohne Speicher sollte der Preis pro Kilowattpeack bei etwa 1.500 €

Dies wären 14.000€ für die obige Anlage (7 Kilowattpeak zuzüglich Speicher).

Berechung der Amortisierungszeit:

Von den 7.000 Kilowattstunden, werden etwa 60% genutzt und 40% eingespeist.

60 % von 7.000 Kilowattstunden sind 4.200 Kilowattstunden.

40% von 7.000 Kilowattstunden sind 2.800 Kilowattstunden.

4.200 Kilowattstunden selbst verbraucht, sparen bei einem Preis von 0,40 € pro Kilowattstunde 1.680 €.

2.800 Kilowattstunden verkauft bringen einen Gewinn von 168 €.

Insgesamt hätte wir einen „Gewinn“ von 1.848 €.

Somit hätte man über 10 Jahre einen Gewinn von 18.480 €.

Die Anlage Anlage amortisiert sich nach 7,57 Jahren.

Jetzt muss man allerdings die 50 % für die Erneuerung des Speichers und des Wechselrichters in Höhe von 7.000 € und die 2.000 € für Wartung, Versicherung und Co in Abzug bringen.

Nach 10 Jahren haben wir somit nicht 18.480 € „Gewinn“ sondern nur 9.480 €.

Dies macht einen jährlichen Gewinn von 948 €.

Die Anlage amortisiert sich nach etwa 25 Jahren.

Auch noch nicht wirklich lohnenswert.

War das alles?

Nein, es gibt noch einige Punkte die beachtet werden müssen. In den Zeiten, in denen die Photovoltaik-Anlage nichts produziert, muss Strom nachgekauft werden. Bei einem hohen Stromverbrauch, der die 7.000 Kilowattstunden ausfüllt, müssen die fehlenden 40 % dazugekauft werden.

Man würde dann 2.800 Kilowattstunden für 0,06 € verkaufen und sie später für 0,40 € kaufen.
Das würde die Anlage ad absurdum führen.

Lösung

Um das Problem zu lösen, müssen die Preise deutlich runter und die Eigennutzung höher.

Selbst bei 100% Nutzung des Strom, ohne Einspeisung, kommen wir auf eine Ersparnis von 2.800 € macht 28.000€ nach 10 Jahren. Abzüglich Wartung macht es 26.000 €. Abzüglich neues Speichers und Wechselrichter macht es 19.000 €.
Die Anlage für 27.000€ hatte sich nach etwa 15 Jahren abbezahlt.
Die Anlage für 14.000€ nach 8 Jahren.
100% Nutzung ist allerdings illusorisch. Bleibt als Lösung nur den Preis der Anlage auf ein angemessenes Niveau zu senken.

Gibts noch was?

Es gibt noch einiges, dass in der obigen Rechnung nicht beachtet wurde.

Eine Photovoltaik-Anlage wird meist für 25 Jahre konzertiert.

Würde eine Anlage tatsächlich 25 Jahre halten ohne, dass Speicher und Wechselrichter erneuert werden müssten, erhält man in der Regel Amortisierungszeiten von unter 20 Jahren.
Man muss aber sagen, dass die Anlage nach 20 Jahren nur noch etwa 80 % der Leistung hat im Idealfall(!). Pro Jahr kann man mit einem Verlust von 1 % rechnen. Ein weiterer Verlust sind die Systemverluste z.B. bei der Wandlung von Welchselstrom in Gleichstrom, systembedingte Wärmeerzeugung und vieles mehr. Weiterhin ist die Energieausbeute niemals konstant und schwankt von Tag zu Tag, was auch zu Verlusten führt.

Diese Verluste habe ich nicht eingerechnet und sorgt dafür, das die Amortisierungszeit logischerweise steigt. Aggregiert steigt dadurch die Armortisierungszeit je nach Anlage um ein Vielfaches.

Der Zukauf der restlichen Energie bei einer Unterdeckung habe ich auch nicht eingerechnet.

Dazu kommt noch die Versteuerung der ganzen Anlage, die ich auch nicht mit eingerechnet habe.

Viele dieser Parameter sind standortabhängig und anlagenabhängig, so dass es nur schwer ist hier gute Werte zu finden.

Zudem gibt’s noch die „maximale empfohlene“ Betriebszeit von 40 Jahren. Nach diesen 40 Jahren soll die Anlage in jedem Fall erneuert werden. Solche Anlagen sind in der Regel auch unmöglich zu amortisieren.

Eine Anlage, die eine Amortisierungszeit mehr als 10 Jahren hat, lohnt sich in der Regel nicht.

Fazit

Photovoltaik-Anlagen sind eine interessante und lohnenswerte Sache, wenn die Preise angemessen wären. Aktuell lässt sich eine Anlage nur in seltenen Fällen wirtschaftlich betreiben.

Als vor einigen Jahren die Einspeisevergütung noch hoch war, hat sich das Einspeisen gelohnt, der eigene Verbrauch nicht. Mit der Senkung der Preise für die Speicher (beispielsweise durch Förderungen und neuen Technologien) in Verbindung mit steigenden Strompreisen hat sich die eigene Nutzung des selbst erzeugten Stroms gelohnt. Dadurch wurde das Einspeisen wiederum unattraktiv.

Gegenwärtig befinden wir uns in einer Phase in der die Preise für Photovoltaik-Anlagen in lackgesoffene Höhen schwingen. Viele Schwarze Schafe tummeln sich auf dem Markt und versuchen ihre Anlagen zu zum Teil Wucherpreisen und inakzeptablen Konditionen anzubieten. Die Gefahr an einen potentiellen Betrüger zu geraten ist in der aktuellen Gesamtlage durchaus möglich. Die Betrüger spielen mit der Gefahr, dass der Strompreis als auch die Photovoltaik-Anlagen-Preise steigen. Dazu kommen zum Teil großzügige Vorkassekonditionen zum Nachteil des Käufers ohne entsprechende Absicherung durch eine Bürgschaftsversicherungen. Das Risiko, dass Sie bei einer hunderprozentigen Anzahlung keine Leistung sehen oder bei einer Anzahlung vor Lieferung ist hoch. Genauso das Risiko, dass Sie nur minderwertige Komponenten erhalten. Vielfach haben wir persönlich festgestellt, dass „mehr“ Leistung verkauft wird als überhaupt möglich ist. Dabei kommt es vor, dass gewisse gesetzliche Abstandregularien nicht eingehalten werden.

Was auch vorkommen kann, ist das der Netzbetreiber die Anlage nicht genehmigt. Bei Vorkassezahlung oder Abschlagszahlung ohne Bürgschaft haben Sie eine nicht betriebsfähige Anlage auf dem Dach und der Handwerker ist über alle Berge.

Die Preise pro Kilowattpeak sind aktuell noch zu hoch und müssen unter 1.500€ inklusive Speicher. Dafür sind leistungsfähigere Module und Speicher notwendig. Andernfalls müssen großzügige Förderungen angeboten werden.

Tipps für Angebote

Angebote gibt es wie Sand am mehr und die Preise sind aktuell im Bereich „lackgesoffen Teuer“.

Bei Zusendung eines Angebots sollten sie darauf achten:

1. Angemessener Preis pro Kilowattpeak. Teilen Sie den Gesamtpreis der Anlage die die maximale zu verbauende Kilowattpeak-Zahl. Liegt der Preis über 2.000€ sollten sie vom Angebot abstand nehmen.

2. Sie sollten darauf achten, dass die Übergabe “schlüsselfertig” erfolgt.

3. Vermeiden Sie Cloud Systeme. Dadurch sind sie nicht mehr Herr ihrer Anlage. In der jüngeren Vergangenheit hat Beispielsweise Senec die Batterien einfach abgeschaltet. (Quelle: pv-magazine.de)

Diese Abschaltung dient zwar der Sicherheit, erzeugt bei ihnen allerdings finanzielle Verluste. Laut dem Youtuber Mark Molter ist es schwierig bis unmöglich jemanden per Telefon oder Email zu erreichen.

Link zum Video Part 1

Link zum Video Part 2

4. Als Zahlungskonditionen sollten sie entweder 100% nach schlüsselfertiger Übergabe vereinbaren oder mittels Abschlägen.
Einige Anbieter verlangen bis zu 70% Vorkasse, direkt nach Auftragserteilung. das sollten sie in jedem Fall ablehnen.

Üblich sollte bei Anzahlung folgendes Schema sein:


50 % nach Lieferung
40% nach Montage
10% nach technischer Inbetriebnahme und nach schlüsselfertiger Übergabe

Alternativ wäre noch ein Treuhandkonto eine Möglichkeit, auf dem der Betrag vorab eingezahlt wird und erst nach Abschluss oder nach vereinbarten Abschlagsschritten Gelder an den Handwerker überwiesen werden.

5. Verlangen sie ein detailliertes Angebot inkl. Unterlagen zu den Modulen, dem Wechselrichter, der Batterie, dem Verlegungsplan der Leitungen und dem Belegungsplan der Module auf ihrem Dach.

6. Verlangen Sie bei Anzahlungen / Abschlägen eine Bürgschaftsurkunde einer angesehenen Bank oder Versicherung. Prüfen sie diese Urkunde indem sie bei der Bank oder Versicherung eine schriftliche Bestätigung fordern.

7. Baugewährleistung ist ein nicht zu unterschätzender Punkt lassen sie sich diese in jedem Fall absichern. In der Regel erfolgt dies zusammen mit der Bürgschaftserklärung. Auch diese Baugewährleistungsbürgschaft sollte von ihnen geprüft werden

8. Lassen Sie sich nie durch einen Anbieter, häufig in Form einer Art Makler, die Provision für die Vermittung erhalten unter Druck setzen. Höhere zukünftige Strompreise, höhere zukünftige Photovoltaik-Anlagen-Preise sind kein Argument um unüberlegt einen Auftrag zu vergeben.

9. Lesen Sie die allgemeinen Geschäftsbedingungen gut durch. Unterschreiben Sie nichts, wenn Sie nur ein Angebot haben möchten.

10. Vergleichen Sie mehrere Angebote von verschiedenen Anbieter.

11. Es empfiehlt sich ein regionalen Anbieter zu nehmen, damit haben Sie einen Ansprechpartner vor Ort, den Sie im Falle von Problem oder Gewährleistungsfragen „greifen“ können. Anbieter aus dem Ausland oder Vermarktungspartner / Marker sind in Servicefragen häufig nicht mehr vorhanden und reagieren weder auf E-Mails noch Anrufe. Vermarktungspartner / Makler haben häufig nur Interesse an der Provision.

12. Prüfen Sie alle Anbieter ausgiebig. Schauen Sie sich Bewertungen an auf verschiedenen Plattformen an. Achten Sie nicht nur auf die positiven Bewertungen oder negativen Bewertungen, sondern auch auf das „was da zwischen“ ist. Schauen Sie sich auch die Referenzen der Anbieter an. Sprechen Sie einen ehemaligen Auftraggeber, der als Referenz geführt wird auf den Anbieter, seine Qualität und Leistung an.

Exkurs: Anzahlungsbürgschaft und Gewährleistungsbürgschaft

Seriöse Solarture und Handwerker bieten eine Anzahlungsbürgschaft und Gewährleistungsbürgschaft von einer renommierten Versicherung bzw. Bank von sich aus an.

Aber auch diese ist im Voraus zu prüfen. Es gibt viele schwarze Schafe mit gefälschten Bürgschaften.

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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Jürgen

    Hallo, die gleiche Rechnung habe ich auch gemacht. Ergebnis ist ähnlich. Die Handwerker haben im Moment Wucherpreise. Lohnt sich erst, wenn der Markt wieder gesättigter ist

  2. Helmuth

    Hallo Walter, lohnt sich aktuell definitiv nicht. Wucherpreise und lange Lieferzeiten. Wir sollten auch Vorkasse zahlen. Habe es abgelehnt. Am Ende hat man gezahlt und steht ohne Anlage da. Deinen Tipp mit der Bürgschaft habe ich befolgt. Resultat, die haben keine und wollen keine Ausstellen. Für mich ein klares Signal sich gegen diesen Anlagenbauer auszusprechen.

  3. Manni

    Guten Morgen,
    Photovoltaik lohnt sich aktuell überhaupt nicht. Egal wie ich rechne, sie kostet mehr als sie mir bringt. Forderungen sind wohl nicht in Sicht.

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