Paketdienste im Vergleich – Teil 2 – Probleme, Umleitungsoptionen, Zustellversuche, Haftung Arbeitsverhältnisse (Stand: 2021)

Der Beitrag wird weitgehend aus unseren Meinungen und Erfahrungen bestehen. Je nach Ort sind die Paketdienste unterschiedlich gut oder schlecht. Ihre Erfahrungen können von unseren Erfahrungen abweichen.

Die Angaben zu den Paketdiensten wie Haftungsgrenzen, Tarifen und Produkten sind von uns recherchiert und können sich ändern.

Umgang mit Problem wie z.B. einer Adresskorrektur

Der Umgang mit Problemen ist bei jedem Paketdienst unterschiedlich. Reklamationen können vereinfacht gesagt bei allen Paketdiensten gleich schwierig sein. Paketschäden werden durchweg erstmal abgelehnt als „unsachgemäß“ verpackt. Paketverluste werden meist reguliert, es dauert aber zum Teil Monate, da die Nachforschung gerne künstlich in die Länge gezogen wird oder zusätzliche Unterlagen angefordert werden.

Bei Adressfehlern gehen die Paketdienste unterschiedlich flexibel vor. DHL beispielsweise erlaubt keine Adresskorrektur durch den Kundenservice. DHL lagert Paket mit Adressfehlern nicht ein. Es ist der einzige Anbieter, der diese Pakete sofort zurückschickt.

DPD bietet die Möglichkeit per Hotline eine Adresskorrektur vorzunehmen. Ebenso GLS. Bei Hermes kann die Adresskorrektur automatisch passieren, es empfiehlt sich aber dort anzurufen. UPS führt ebenso eine Adresskorrektur automatisch durch. UPS ruft in diesem Falle auch gerne proaktiv den Empfänger an. Es empfiehlt sich allerdings ebenfalls UPS anzurufen, wenn man im Tracking sieht, dass ein Adressfehler vorliegt.

Umleitungsoptionen

Die verschiedenen Paketdienste bieten viele Möglichkeiten das Paket umzuleiten.

DHL

DHL bietet die Services Wunschtag und Wunschnachbar an. Wunschtag ermöglicht die Lieferung an einen gewünschten Tag. Wunschnachbar bietet die Möglichkeit das Paket an einen bevollmächtigten Nachbarn zustellen zu lassen. Eine weitere Option ist der Wunschort. Dabei handelt es sich um einen klassischen Ablagevertrag. Der Paketbote stellt das Paket ohne Unterschrift ab. Die Haftung für Verlust oder Beschädigung geht auf den Empfänger über. Wurde einmal eine Wunschoption sei es Wunschort oder Wunschtag ausgewählt, kann dieser nicht mehr nachträglich geändert werden. Ein dauerhafter Wunschort kann vereinbart werden.

DHL Express

Die Umleitung von Paketen oder die Änderung des Zustelltages bei DHL Express erfolgt über ein gesondertes Onlineportal. Wichtig ist, dass der Empfänger vor dem Versand in diesem Portal angemeldet sein muss.

DPD

DPD bietet ein eigenes Portal, eine App und die klassische Sendungverfolgung an um ein Paket umzuleiten. DPD bietet neben einem Abstell-Okay (Ablagevertrag) und einen Zustelltag sowie die Lieferung an einen bevollmächtigten Nachbarn oder eine Filiale an. Mittels der Zustellung an einen Nachbarn, kann man auch eine andere Anschrift angeben z.B. Büro.

Wenn es Probleme gibt, erkennt man das bei DPD dadurch, dass alle Umleitungsoptionen bis auf die Filiale deaktiviert sind.

GLS

GLS bietet die üblichen Optionen wie alle anderen an, dies wären Zustellung an Nachbarn, Zustellung an Paketshop und Abstellgenehmigung. Dazu kommt, dass man auch zur Annahmeverweigerung oder zur Selbstabholung in ein Paketzentrum umverfügen kann.

Hermes

Hermes hat etwas altbackene Umleitungsoptionen, die auch nicht konstant funktionieren. Sehr oft waren diese bei uns ausgegraut. Ansonsten ist es möglich Pakete an einen Ablageort, an eine Filiale oder an einen bevollmächtigten Nachbarn liefern zu lassen. Dazu bietet Hermes noch eine „Wunschersatzadresse“ an. Die Umleitung erfolgt über die Sendeverfolgung.

UPS

Bei UPS muss der Empfänger im hauseigenen Portal von UPS registriert sein. Bei der Registrierung wird ein Brief versendet. In diesem Brief ist ein Freischaltcode. Mit diesem Freischaltcode kann das Portal erst freigeschaltet werden. Nach der Freischaltung ist die Zustellung an einen Paketshop, eine andere Anschrift und an einen gewünschten Tag möglich.

Zustellversuche

Für viele Kunden ist die Anzahl der Zustellversuche wichtig, da es immer mal wieder vorkommen kann, dass man gerade zum Zustellzeitpunkt nicht zu Hause ist und sich keine Alternative finden lässt. Die Paketdienste gehen unterschiedlich damit um.

DHL hat nur einen Zustellversuch. Ist dieser erfolglos geht die Sendung in eine Postfiliale oder einen Paketshop. Eine zweite Zustellung kann dann über eine gesondertes Portal gebucht werden.

DPD führt in der Regel bis zu drei Zustellversuche durch. Nach dem ersten erfolglosen Zustellversuch wird die Sendung häufig in einen Paketshop gebracht. Nur falls kein Paketshop in der Nähe ist, wird am nächstmöglichen Tag ein erneuter Zustellversuch unternommen. Ist der zweite Zustellversuch erfolglos, kann der Empfänger über die Hotline einen dritten und letzten Versuch beauftragen.

GLS versucht zwei Zustellversuche. Sind diese erfolglos landet das Paket in einem GLS-Depot. Der Kunde muss sich melden und das Paket abholen oder eine neue Zustellung beauftragen. Erfolgt dies nicht innerhalb von 10 Tagen, wird das Paket retourniert.

Hermes bietet als einziger vier Zustellversuche an und betreibt bei der Zustellung den größten Aufwand. Aber auch hier ist es häufig so, dass die Sendung nach dem ersten erfolglosen Zustellversuch direkt im Paketshop landet. Nur falls kein Paketshop in der Nähe ist, werden zwei weitere Zustellversuche unternommen. Wenn auch diese Zustellversuche scheitern, wird die Sendung in ein Hermes-Verteilzentrum gebracht. Der Empfänger muss sich innerhalb von sieben Tagen dort melden, damit der vierte und letzte Zustellversuch unternommen wird. Wenn dieser ebenfalls scheitert, wird die Sendung retourniert.

UPS unternimmt nach eigenen Angaben offiziell drei Zustellversuche. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass es häufig nur zwei gibt. Nach dem zweiten Versuch liest sich in der Sendeverfolgung sowas wie „Der Empfänger war beim endgültigen Zustellversuch nicht anwesende“. Dann kann eine Abholung im Depot bei UPS telefonisch vereinbart werden. Erfolgt auch dies nicht wird das Paket nach ca. 5 Tagen retourniert.

Versicherung und Haftung

Haftung und Versicherung ist bei den Paketdiensten immer ein „besonderes“ Vergnügen, besonders wenn es zu Schadesnfällen wie Transportverlust oder Beschädigungen kommt. Das ganze rund um die Versicherungen ist sehr Trickreich zu Ungunsten des Versenders und zu Gunsten des Paketdienstes gestaltet.

Beispielsweise sollte bzw. dürfen Sie keine Waren versenden, die die jeweilige Haftungsgrenze des Produktes überschreitet. Wenn die Haftung bei einem DHL Paket bei maximal 500€ liegt und Sie eine Sache für 500,01€ verschicken erhalten Sie im Schadensfall bei Beschädigung oder Verlust gar nichts. Es besteht kein Versicherungsschutz.

Auch gibt es bestimmte Produkte für die es überhaupt keinen Versicherungsschutz gibt. Dies ist immer dann der Fall, wenn Produkte von der Beförderung ausgenommen sind. Man spricht hier entweder von Valoren (Wertsachen) oder verderblichen Waren.

Valoren sind z.B. Bargeld, Aktien, Schmuck, Gutscheine aber auch Kunst. Für Valoren benötigt man eine gesonderte Versicherung.

Die Paketversicherungen werden von den Paketdiensten und Frachtführern immer sehr umfangreich beworben. Doch wie reagieren Sie in einem Schadensfall? Äußerst widerspenstig. Dann heißt es „Die Sendung wurde nicht ordnungsgemäß beziehungsweise unzureichend verpackt“. Die Versicherung wird dann einfach nicht zahlen und stellt sich komplett quer.

In diesem Fall kommt man meist ohne Anwalt, Gutachter und Gerichtsprozess nicht weiter.

Was genau „ordnungsgemäß“ und „unzureichend“ bedeutet ist je nach Frachtführer äußerst willkürlich festgelegt. In der Umgangsprache heißt es „Ein Paket muss mindestens einen Atombombenabwurf ohne Schäden überstehen damit es angemessen verpackt ist“. Wie man sieht ist es doch recht utopisch. Konkret heißt es meist von den einzelnen Paketdiensten „Ein Paket muss von bis zu 1,50 Meter auf eine Ecke fallen müssen, ohne das ein Schaden entsteht“. Begründet wird dies mit der üblichen Höhe der Förderbänder in den Depots und Verteilcentren.

Auch eine nachträgliche Reklamation bei äußerlichen Schäden wird schwierig, da äußerliche Schäden binnen sieben Tagen gemeldet werden müssen.

Zu-Spät-Lieferungen sind von den Versicherungen nicht gedeckt. Außer es handelt sich um ein Expresspaket. Formal kann man sagen, dass ein Paketdienst keine verbindliche Lieferzeit angibt, sondern nur unverbindliche Regellaufzeiten.

Am meisten greift die Versicherung bei kompletten Paketverlusten, das bedeutet, wenn die Nachforschung fehlgeschlagen ist. Wobei man sagen muss, dass die Nachforschungen gut mehrere Monate benötigen können. Einige Paketdienste legen es darauf an, die Zeit der Nachforschungen in die Länge zu ziehen. Dazu kommt noch eine sehr hohe Bürokratische schwelle, da im Zweifel verschiedene Erklärungen und Wertnachweise verlangt werden.

Man sieht deutlich, dass Verbraucherrecht und „Frachtführerrecht“ nicht synchron sind. Während jeder Versender Regeln einhalten muss, sind diese Regel für die Paketdienste unverbindlich.

Haftungsgrenzen im normalen Paketversand

DHL Päckchen: keine Versicherung

DHL Paket: bis 500 €, gegen Aufpreiszahlung gibt es eine gesonderte Versicherung für bis zu 25.000 €

Hermes Päckchen: bis 50 €

Hermes Paket: bis 500€

DPD: bis 520€

GLS: Formal 750€, bei wertvollen Gütern laut AGB nur 500€.

UPS: bis 510 €, Höherversicherung möglich, Aufpreiszahlung abhängig vom deklarierten Wertl

Arbeitsverhältnisse

Die Arbeitsverhältnisse sind nicht erst seit „Team Wallraff“ im Gespräch. Es wird häufig kolportiert, dass die Arbeitsverhältnisse durchweg „schlecht“ sind und deshalb die Paketdienste so schlecht seien.

Die Nachrichten berichten häufig, dass Missstände wie schlechte Bezahlung, Überstunden, gefälschte Unterlagen und sonstige schlechte Arbeitsverhältnisse (z.B. urinieren in der Flasche) vorherrschen. Begründet wird dies häufig durch Subunternehmer-Strukturen und Scheinunternehmer-Strukturen.

Bei einer der häufigsten Subunternehmer-Strukturen vergütet der Paketdienst einen Subunternehmer für das Verteilen der Pakete. Dabei ist die Vergütung oft so gering, dass der Subunternehmer damit nicht auskommt. Der wirtschaftliche Druck und Erfolgszwang wird auf die Fahrer übertragen. Diese müssen, dann alles austragen bis der Wagen leer ist. Überstunden werden dann „verschwiegen“.

Aufgrund dessen und der schweren Arbeit (Pakete in höhere Stockwerke ohne Aufzug schleppen) ist der Beruf verpönt und wird zunehmen unattraktiv. Subunternehmer finden weniger Fahrer und damit steigt das Arbeitspensum der restlichen Fahrer. Ein Teufelskreis entsteht.

Es schadet keinem Empfänger, wenn er dem Paketboten „entgegenkommt“. Wenn ein Termin angekündigt ist oder der Paketbote klingelt, kann man Ihm zum Beispiel in einem Mehrfamilienhaus, wenn man auf einer höheren Etage wohnt – wortwörtlich – entgegenkommen. Auch über ein Trinkgeld oder ein kühles Getränk im Sommer freut sich jeder Paketbote.

Schlussendlich, kann man sagen, dass die Paketpreise in Deutschland schlicht zu niedrig sind. Andererseits wollen die Käufer am liebsten gar nichts für den Versand bezahlen. Während Aktionäre nur Dividenden wollen.

Es entsteht ein grobes Missverhältnis von Leistung und Bezahlung, dass langfristig die Servicequalität senkt.

FAZIT

Es lässt sich sagen, dass die Zustellqualität für den Empfänger in erster Linie vom Paketboten abhängig ist, der in seinem Zustellgebiet zuständig ist. Für den Versender ist der Paketdienst am besten geeignet, der in der Versenderregion am besten aufgestellt ist.

Je nach Start und Ziel, kann es sehr unterschiedlich sein. Es ist also entscheidend zwischen Versender, Empfänger und Ware abzuwägen. Anschließend den geeignetsten Paketdienst auszuwählen.

Einen „besten“ oder „schlechtesten“ Paketdienst gibt es nicht. Die Paketdienste sind alle ähnlich. Auch die preislichen Strukturen sind mittlerweile nicht mehr so klar, wie es noch vor einigen Jahren war. Der eine Anbieter ist günstig bei leichten Paketen, der andere Anbieter ist günstig bei kleinvolumigen Paketen. Bei DHL ist das Volumen egal, entscheiden ist das Gewicht, bei den anderen ist das Gewicht egal, stattdessen ist Volumen , Volumengewicht oder Gurtmaß entscheidend.

UPS und GLS sind eher für Firmenkunden als Empfänger geeignet. Hermes richtet sich eher an Privatkunden als Empfänger. DHL und DPD sind sowohl für Firmenkunden als auch Privatkunden geeignet.

Schreibt uns eure Meinung oder Erfahrungen, die Ihr mit den Paketdiensten gemacht hat in die Kommentare.

Zum Teil eins dieser Reihe.

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