Richtig zu wässern ist schwerer als man denkt. Pflanzen können sehr empfindlich und äußerst Unterschiedlich auf zu viel oder zu wenig Wasser reagieren. Selbst mehrere identische Pflanzen reagieren auf Wassermangel oder Wasserüberschuss mit zum Teil erheblichen Abweichungen.
Besonders in warmen Perioden, bei Hitzewellen oder Dürre ist die richtige Art zu wässern essentiell.
1. Vorbereitung
Bevor man mit dem Gießen oder der Bewässerung beginnt ist es wichtig, erst einmal zu ermitteln, ob die Pflanze überhaupt bewässert werden muss.
Zum Prüfen des Feuchtigkeitsgehaltes des Substrates oder der Erde fühlt man mit dem Finger oder Handrücken, ob sich das Substrat oder die Erde feucht anfühlt.
Es empfiehlt sich auch die Erdkrümel zwischen den Finger zu verreiben und so die Feuchtigkeit zu ermitteln. Trockene oder feuchte Erde kann man so gut unterscheiden.
Bei größeren Pflanzgefäßen oder bei Pflanzungen im Beet ist ein Feuchtigkeitsmesser erforderlich. Man misst mit einem Feuchtigkeitsmesser immer von der Topfmitte aus, da sich dort die Wurzeln befinden, für die die Feuchtigkeit bestimmt ist. Pflanzen haben unterschiedliche „Basisansprüche“. Grob kann man Pflanzen in 3 Kategorien einteilen. Natürlich ist das folgende keine „starre“ oder „pauschale“ Zuordnung. Vieles ist von den Umweltbedingungen wie Standort, Temperatur, Luftfeuchtigkeit usw. abhängig.
- Feucht: Feuchtigkeitsliebende Pflanzen benötigen überwiegende Feuchtigkeit. Diese Pflanzen vertragen eine temporäre Trockenheit nur sehr schlecht und bevorzugen auch eine eher feuchtere Umgebung.
- Frisch: Frische liebende Pflanzen benötigen nur wenig Feuchtigkeit und können eine eher temporäre Trockenheit besser vertragen als einen ständig nassen oder feuchten Boden.
- Trocken: Trockenheitsliebende Pflanzen ziehen überwiegend wenig Feuchtigkeit vor. Sie vertragen und bevorzugen längere Trockenheit. Das bedeutet aber nicht, dass Sie keine Feuchtigkeit benötigen.
2. Wasserwahl
Die Wahl des Gießwassers ist nicht zu unterschätzen. Es sollte PH-neutral sein und kalkarm. Am besten hat das Wasser Umgebungstemperatur. Das Wasser sollte nicht zu kalt und nicht zu warm oder gar heiß sein.
Die Wassermenge ist sehr wichtig. Eine pauschale Angabe kann man nur sehr schwer machen, da die Menge an Wasser von der konkreten Pflanze und von den Umweltbedingungen (Standort, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, etc.) abhängig sind.
3. Bewässerungsvorgang
Der Bewässerungsvorgang ist der Vorgang, bei dem die meisten Fehler gemacht werden.
Man sollte möglichst nah an der Wurzel gießen. Am Topfrand oder weit von der Wurzel entfernt zu gießen macht keinen Sinn, da die Wurzeln dann nicht an die Feuchtigkeit gelangen. Dieser Fehler wird leider sehr schnell aus Flüchtigkeit gemacht.
Bei Topfpflanzen gießt man so lange, bis das Wasser unten herausläuft und der Topf gut durchnässt ist. Um ein Gefühl für das Gießen und die Wassermengen zu finden, empfiehlt es sich den Topf beim Gießen hochzunehmen. So kann man sehr leicht eine Beziehung zwischen Gewicht und Feuchtigkeitsgehalt des Topfballens finden.
Überschüssiges Wasser sollten Sie sofort abgießen oder ableiten. Ansonsten droht Wurzelfäule. Je nach Pflanzengattung reichen bereits 5 Minuten, in denen die Wurzeln im Wasser stehen, um irreversible Schäden an den Wurzeln zu verursachen.
Bei besonders trockenen Pflanzen empfiehlt sich ein Wasserbad. Stellen Sie die Pflanzen in eine Schüssel mit Wasser und achten Sie darauf, dass der Topf oder Wurzelballen komplett eintaucht. Warten Sie so lange, bis keine Luftbläschen mehr auftauchen. Nehmen Sie die Pflanzen anschließend raus und lassen Sie diese abtropfen.
FAQ
Warum sterben Pflanzen bei zu viel Wasser?
Pflanzen sterben bei zu viel Wasser, da Sie nicht ertrinken, sondern verdursten. Auf den ersten Blick etwas widersprüchlich. Durch zu viel Wasser kann sich kein Sauerstoff in der Erde sammeln und die Wurzeln werden faulig. Die Wurzeln sterben ab und dadurch kann die Pflanze kein Wasser aufnehmen und „verdurstet“. Ein Merkmal von Wassermangel wegen verfaulten Wurzeln und nicht wegen zu wenig Bewässerung sind schlaffe Blätter, die gelb und später braun werden können.
Was tun bei überwässerten Pflanzen?
Hier muss schnell gehandelt werden, um die Pflanze zu retten! Zuerst muss die Pflanze ausgetopft werden und alle Wurzeln von der (nassen) Erde befreit werden. Abgestorbene und verfaulte Wurzeln sollten abgeschnitten werden. Danach lässt man die Pflanze etwas trocknen. Abschließend wird die Pflanze in neue Erde getopft. Bis zu Bildung neuer Wurzeln sollte die Pflanze 1–2 nur sehr sparsam gewässert werden.
Hilfreich bei überwässerten Pflanzen ist der Einsatz von Wasserstoffperoxid. Wasserstoffperoxid hilft Ihnen prophylaxisch Folgen einer Überwässerung abzuwenden, vorausgesetzt es wird frühzeitig in Verbindung mit anderen Methoden zur Schadensminimierung verwendet. Wasserstoffperoxid unterstützt gegen Wurzelfäule, lockert das Substrat auf und helfen der Pflanze mit Sauerstoff bei der Nahrungsaufnahme.
Wie kommt es zur Überwässerung?
Der Grund ist recht simpel und leider einer der größten Pflegefehler, die sehr häufig passieren. Die Pflanze sieht schlaff aus und der erste – und falsche Schritt – ist es, die Pflanze erstmal zu gießen.
Grund für die Schlaffheit ist nicht der Wassermangel, sondern die Überwässerung.
Wie vermeidet man Überwässerung?
Zuerst ist es wichtig zu wissen, was für eine Pflanze man hat und wie Ihre individuellen Ansprüche sind. Auch wenn man zwei identische Pflanzen hat, können beide ganz unterschiedliche Bedürfnisse haben. Die eine braucht mehr Wasser, die andere dagegen weniger.
Daher ist es wichtig, mit einem Feuchtigkeitsmesser zu arbeiten oder man prüft die Feuchtigkeit mittels eines einfachen Feuchtigkeitstestes. Dieser Test funktioniert allerdings nur bei kompakteren Wurzelballen/Töpfen. Bei größeren ist der Feuchtigkeitsmesser absolut notwendig.
Wie kann ich präventiv das Wurzelsterben vermeiden oder verringern?
Um das Wurzelsterben bereits präventiv zu verringern oder gar zu vermeiden, sollten Sie nie vorbeugend oder auf bloßen Verdacht hin gießen. Prüfen Sie vorher immer die Feuchtigkeit. Erst, wenn die Pflanze nicht mehr genug Feuchtigkeit besitzt, beginnen Sie mit dem gießen.
Achten Sie bitte darauf, dass im Sommer bei Hitze ggf. öfter geprüft und gegossen werden muss. SEHR WICHTIG: Lassen Sie die Pflanze nie im Wasser stehen. Entfernen Sie alles an überflüssiges Wasser, dass im Untersetzer oder Übertopf sich gesammelt hat.
Was kann ich bei einer Ballentrockenheit tun?
Bei einer Ballentrockenheit reicht das normale Gießen nicht mehr. In diesem Fall stellen Sie die Pflanze in ein Wasserbad, bis keine Luftblasen mehr austreten. Auch hier ist es wichtig, dass keine überzählige Feuchtigkeit verbleibt. Lassen daher die Pflanzen gut abtropfen.
Kann ich eine Pflanze auf über den Untersetzer gießen?
Ja, das ist möglich. Füllen Sie den Übersetzer mit Wasser. Wenn alles aufgesaugt wurde, füllen Sie Wasser nach. Geben Sie so lange Wasser, bis die Oberfläche leicht feucht ist und kein Wasser mehr aufgenommen wird. Führen Sie dafür einen Feuchtigkeitstest mit Ihrer Hand oder mit einem Feuchtigkeitsmesser durch. Im Untersetzer darf kein überschüssiges Wasser mehr vorhanden sein.
Smarter Schutz
Um Ihre Pflanzen vor Überwässerung oder Austrocknung zu schützen, hilft ein Feuchtigkeitsmesser. In Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung ist ein smartes Messgerät, dass Sie in Ihr Smart Home integrieren, eine gute Lösung. In unserem Ratgeber „Smarte Gartenbewässerung mit dem Raspberry Pi“ finden Sie hilfreiche Tipps und Ideen, wie Sie ein Messsystem als auch Bewässerungsystem selbst erstellen können.
Hinweis:
Es handelt sich um unverbindliche Tipps. In Detailfragen wenden Sie sich bitte an einen fachkundigen Berater, der Ihre und die individuellen Bedürfnisse Ihrer Pflanzen vor Ort prüfen und Sie entsprechend beraten kann.
Hallo Walter,
wieder mal ein fachlich guter und praxisnaher Artikel.
Die Bewässerung des Gartens wird leider häufig falsch angegangen folglich gedeihen die Pflanzen nicht richtig.
Ne so der in der jetzigen Hitze / Dürre ist die richtige Bewässerung der Topf- und Freilandpflanzen wichtig.
Viele gute Tipps! Ich hab schon einige Male erlebt wie die falsche Bewässerung (durch meine Frau) mir viele Pflanzen gekostet hat.
Jetzt zur Dürre ist Wässern eh problematisch. der Boden ist so trocken, dass er kein Wasser mehr aufnimmt.
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