Pflanzkartoffeln oder Speisekartoffeln, das ist der Unterschied + Tipps zur Pflanzung

Pflanzkartoffeln oder auch Saatkartoffeln dienen wie der Name schon sagt zur Aussaat neuer Kartoffelpflanzen. Speisekartoffeln sind, wie der Name schon sagt, zu Essen gedacht.

Beide sehen zwar ähnlich aus und haben auch ähnlich Eigenschaften, unterscheiden sich aber gravierend!

Die elementare Grundlage des Kartoffelanbaus ob auf dem Feld oder Zuhause sind Pflanzkartoffeln. Aus den gekeimten bzw. vorgekeimten Pflanzkartoffeln bilden sich Kartoffelpflanzen und neue Kartoffelknollen.

Pflanzkartoffeln finden Sie im Handel auch unter Saatkartoffeln oder Setzkartoffeln.

Die häufigste Frage, die wir erhalten „Bildet nicht jede Kartoffel Augen, treibt aus und lässt sich zur Aussaat verwenden? Die Antwort ist nicht so leicht, deshalb möchten wir in diesem Artikel auf die doch recht komplizierte Frage eingehen.

Insbesondere werden wir die Unterschiede zwischen Pflanzkartoffel und Speisekartoffel erörtern und hilfreiche Tipps zur Pflanzung geben.

Was ist der Unterschied zwischen Pflanzkartoffeln und Speisekartoffeln?

Gehen wir dieser wichtigen Frage jetzt auf den Grund. Die meisten Menschen würden auf den ersten Blick sagen, dass Pflanzkartoffeln und Speisekartoffeln doch „gleich“ oder „identisch“ seien. „Kartoffel ist Kartoffel“. Nun, der Schein trügt. Einer der wichtigsten Unterschiede zwischen Pflanzkartroffeln und Speisekartoffeln ist der unterschiedliche Anbau und die Lagerung.

Pflanzkartoffeln sind nicht für den Verzehr gedacht. Deshalb ist die Größe der Knollen in der Regel nicht relevant. Während man bei Speisekartoffeln häufig sehr große oder eher kleinere für Schmörkes haben möchte.

Bei Pflanzkartoffeln werden die Knollen und Pflanzen enger gesetzt, dadurch wird erreicht, dass mehr Knollen, aber dafür kleinere Knollen entstehen. Auf einem Hektar Anbaufläche kann es einen Unterschied von etwa 20.000 Pflanzen machen.

Pflanzkartoffeln werden bei zwei bis sechs Grad Celsius gelagert, dies ist wichtig, damit die Keimfähigkeit erhalten bleibt. Wenn Pflanzkartoffeln, besonders über längere Zeit zu warm oder zu kalt gelagert werden, dann sinkt die Keimfähigkeit je nach Sorte massiv ab.

Bei Speisekartoffeln ist die Temperatur bei der Lagerung nicht von Bedeutung. Hier wird meist etwas wärmer bei 4 bis 10 Grad Celsius gelagert.

Ein weiterer Unterschied zwischen Pflanzkartoffeln und Speisekartoffeln liegt in der Zertifizierung und komplexer Laboruntersuchungen. Bevor eine Kartoffel als Pflanzkartoffel verkauft werden darf, wird diese im Labor auf Bakterien, Viren und andere Krankheiten und Schädlinge untersucht. Eine Vielzahl davon sind nicht gefährlich, aber einige wirken sich auf die Keimfähigkeit aus. Andere Schädigen im Wachstum die Wurzeln. Gesundheitlich sind sie in der Regel nicht gefährlich. Nach dem Abkochen bei hohen Temperaturen ist der Verzehr unbedenklich. Eine der wichtigsten Prüfungen ist die Überprüfung auf Kartoffelnematoden. Bei Nematoden handelt es sich um Fadenwürmer. Sie können nützlich, aber auch schädlich sein und finden sich in fast allen Landpflanzen und Tieren, in denen sie parasitär leben. Nematoden saugen an den Wurzeln der Kartoffelpflanzen. Ihre Speichelsekrete sorgen für Veränderungen innerhalb der Wurzeln der Kartoffelpflanze, die in Ihrer Funktion gestört wird. Dies führt zu einem verminderten Ertrag.

Hinzu kommt die Eingangs genannte Zertifizierung. Pflanzkartoffeln sind immer Sortenrein. Sortenrein bedeutet, dass mit großer Sicherheit die Sorte nachwächst, die gekauft wurde und es zur sehr selten zu Veränderungen kommt. Natürlich kann man niemals eine hunderprozentige Sortenreinheit garantieren. Zufällige Mutationen sind immer möglich. Zur Sicherung der bestmöglichen Sortenreinheit und Sortenechtheit werden umfangreiche Prüfungen durchgeführt.

Zuletzt ist noch zu erwähnen, dass klassische konventionelle Speisekartoffeln aus den Geschäften häufig zusätzlich mit Keimhemmungsmitteln wie etwa Chloropham behandelt wurden. Keimhemmungsmittel sorgen dafür, dass die Knolle nicht austreibt und sich dadurch länger lagern lässt. Da Pflanzkartoffeln gut keinem sollen, werden sie nicht mit Keimhemmungsmitteln behandelt.

Pflanzkartoffeln und Speisekartoffeln können übrings beide gegessen werden. Pflanzkartoffeln sind lediglich um ein Vielfaches teurer.

Sind Pflanzkartoffeln wirklich notwendig?

Die Frage, die sich unweigerlich stellt: „Sind Pflanzkartoffel wirklich notwendig, wenn eine Speisekartoffel auch austreiben kann?“.

Ja und Nein. Es kommt darauf an. Für den heimischen Garten reichen in der Regel auch ausreichend gekeimte (vorgetriebene) und aktivierte Speisekartoffeln. Die Nachteile sind allerdings, dass sie weniger ertragreich sind und somit weniger Ernte einbringen. Wenn man eine Kartoffel der aktuellen Ernte für die nächste Pflanzung und Ernte nutzt, wird diese Kartoffel und die damit verbundene Pflanze schwächer und krankheitsanfälliger sein.

Wenn Sie Speisekartoffeln verwenden möchten, achten Sie darauf, dass diese Speisekartoffeln nicht behandelt sind. Die Kartoffeln müssen besonders starke und viele „Augen“ (Ansatzstellen für neue Triebe) haben. Es ist von Vorteil, wenn Sie die Speisekartoffeln vorkeimen.

Was Sie nie tun sollten: Einfach Speisekartoffeln in die Erde setzen. Das funktioniert eher selten. Nicht gekeimte Speisekartoffeln müssen Sie vorkeimen. Beachten Sie bitte auch, dass man bei Speisekartoffel keine Garantie darauf gegeben kann, dass Sie anwachsen und sich so entwickeln wie gehofft.

In unserem Ratgeber finden Sie hilfreiche Informationen, wie Sie Kartoffeln vorkeimen lassen können.

Haben Sie große Speisekartoffeln mit mehreren Trieben, ist es möglich, diese zu teilen.

Bei besonders alten, seltenen oder besonderen Sorten, sollten Sie nicht einfach immer wieder eine Knolle der aktuellen Ernte neu Pflanzen, sondern eine fachmännische Vermehrung in Auftrag geben, damit Pflanzekartoffeln gewonnen werden können. Dabei greift man auf Verfahren mit meristematischen Gewebeteilen zurück, das heißt aus Zellen, die sich schnell teilen wie beispielsweise Zellen von Sprossspitzen und Wurzelspitzen. Im Labor werden dann aus einzelnen Zellen neue, „vollständige“ Pflanzen erzeugt. Anschließend werden diese Pflanzen dann in Gewächshäusern aufgezogen, bis sie die ersten Knollen liefern. Aus diesen Knollen wird das Vorstufenpflanzgut. Anschließend wird daraus eine Basispflanzung und daraus wiederum das zertifizierte Pflanzgut, dass der Pflanzkartoffel entspricht. In den jeweiligen Vermehrungsstuden werden alle Pflanzen aussortiert, die nicht den Anforderungen entsprechen, das heißt anders aussehen, anders blühen, Abweichungen haben oder krank sind. Es dauert etwa zwei bis drei Jahre, bis Sie Pflanzkartoffeln erhalten.

Eine Alternative ist das Verjüngen, das ebenfalls sehr viel fachmännische Kompetenz voraussetzt, aber auf Laborarbeit verzichtet und verhältnismäßig schnell geht.

Funfact am Rande: Kartoffeln bilden Beeren, in den Beeren sind Samen mit denen man neue Kartoffelpflanzen ziehen kann. Achtung: Diese Samen haben jeder einzelne eine eigene genetische Kombination. Man kann mit Samen durchaus sehr interessante neue „Sorten“ bekommen.

Neben Pflanzkartoffeln und Speisekartoffeln gibt es auch Industriekartoffeln für Stärke, Alkohol oder als Lieferant für sonstige Grundstoffe in der Produktion.

Kartoffeln pflanzen – So geht’s

Sie haben Ihre Pflanzkartoffeln, nun geht’s an einpflanzen. In diesem Teil unseres Ratgebers geben wir Ihnen hilfreiche Tipps, wie Sie Ihre Kartoffeln am besten Pflanzen.

Die richtige Pflanzzeit

Die Pflanzzeit von Pflanzkartoffeln ist abhängig von der Sorte und erstreckt sich von März bis Mitte April. Im heimischen Garten kommen häufig Frühkartoffeln zum Einsatz. Diese sollten bereits im März gepflanzt werden.

Aber Achtung! Sie können nicht einfach so die Pflanzknollen in die Erde stecken. Zuerst müssen Sie die Keimruhe unterbrechen und eine Vorkeimung durchführen.

Wie Sie eine Vorkeimung durchführen, haben wir in einem Ratgeber zum Thema Vorkeimung ausführlich erörtert.

Der richtige Standort

Kartoffeln können je nach Sorte sehr anspruchslos oder richtige Mimosen sein. Bei der Standortwahl sollten Sie darauf achten, dass die Kartoffeln im Freien gepflanzt sind, denn die Kartoffelpflanzen brauchen Tageslicht. Auch genug Platz in alle Richtungen sollten die Kartoffelpflanzen haben. Ein Topf oder Pflanzgefäß muss tiefgründig sein und darf auf keinen Fall zu klein sein.

Vermeiden Sie bei der Standortwahl auch Staunässe, der Boden muss locker sein, damit das überschüssige Wasser gut versickern kann.

Benutzen Sie bei der Pflanzung am besten hochwertige, nachhaltige und torffreie Substrate.

Die richtige Sorte

Nicht jede Kartoffelsorte ist gleich. Es gibt unzählige Kartoffelnsorten. Beachten Sie aber, dass nicht alle Sorten auch als Pflanzkartoffeln verkauft werden. Besonders einige Sorten für den gewerblichen Anbau werden von den Patentinhabern stark überwacht.

Es gibt Kartoffeln mit früher oder später Ernte oder Kartoffeln, die eher fest oder eher mehligkochend sind. Es gibt verschiedene Farben wie rotschalige, blauschalige oder rotfleischige beziehungsweise blaufleischige Kartoffeln. Es gibt Kartoffeln, die sich mal mehr und mal weniger gut Lagern lassen.

Es stehen fast keine Wünsche offen.

Welche Sorte genau die richtige ist, ist abhänigig vom individuellen Geschmack und den Pflanzgegebenheiten. Am besten ist es, wenn Sie sich von einem fachkundigen Gärtner oder Landwirt beraten lassen. Viele Landwirte bieten mittlerweile auch Beratungen für private Haushalte an.

Die richtige Pflanzung

Ihre vorgekeimten Kartoffeln liegen breit. Ihr Garten ist geplant, Sie haben den perfekten Standort für Ihre Kartoffeln gefunden? Dann geht’s los.

Beginnen Sie damit, dass Sie die Erde vor Ort, als auch die Pflanzerde vorbereiten. Dafür entfernen Sie alles an Unkraut, Wurzelresten, Astresten, Blättern und so weiter.

Graben Sie die vorgekeimten Kartoffeln vorsichtig ein. Die Kartoffeln sollten etwa fünf Zentimeter tief liegen.

Achten Sie darauf, dass Sie den Boden und damit die Kartoffeln immer gut feucht halten. Vermeiden Sie dabei aber in jedem Fall gefährliche Staunässe.

Sobald die ersten Pflänzchen sich zeigen und eine Höhe von ungefähr zehn Zentimeter gebildet haben, sollten sie diese Pflänzchen „behäufeln“ das bedeutet so weit mit Erde bedecken, so dass nur der oberste Teil frei liegt. Damit sorgen Sie dafür, dass die immer höher wächst und mehr Platz haben. Dadurch gedeihen die Pflanzen besser. Falls Sie vorgetriebene Jungpflanzen verwenden gilt dieser Tipp ebenfalls.

Die Ernte

Die Ernte ist sortenabhängig. Je nach Sorte beginnen die Pflanzen bereits drei Monaten später an zu welken. Es kann bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen, bis die Pflanzen komplett verwelkt sind.

Ist dies der Fall, dann können Sie anfangen, die ersten Kartoffeln zu ernten. Dafür können Sie eine Grabegabel oder Ihre Hände verwenden.

Achtung: Wenn auch nur eine Kartoffel im Boden verbleibt, kann sie im nächsten Jahr neu austreiben. Achten Sie daher darauf, dass Sie sorgfältig das Kartoffelfeld von allen Knollen befreien, wenn Sie danach dort etwas anderes pflanzen möchten.

Tipps

Im Folgenden möchten wir Ihnen noch einige Tipps an die Hand geben.

Wenn Sie die Kartoffeln lagern möchten, dann sollten Sie die Kartoffeln länger in der Erde halten. Je länger Kartoffeln in der Erde sind, desto robuster und widerstandsfähiger wird ihre Schale. Die robustere Schale hält die Feuchtigkeit besser und schützt vor Fäulnis.

Um Krankheiten vorzubeugen, dürfen Kartoffeln nur alle vier Jahre an derselben Stelle gepflanzt werden! Sie müssen also im nachfolgenden Jahr eine andere Stelle finden.

Probieren Sie ruhig aus, Kartoffeln aus Saatgut zu ziehen und entwickeln Sie Ihre eigene Sorte.

Schauen Sie gerne in unsere anderen Ratgeber rund um Pflanzgut, wie die Kartoffel, wie Sie Kartoffeln richtig vorkeimen oder wie Sie ein Gartenkonzept erstellen.

Schreibe einen Kommentar

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden.