Kartoffeln richtig vorkeimen

Kartoffeln sind lecker und eine der beliebtesten Beilagen. Salzkartoffeln, Stampfkartoffeln, Reibekuchen, Pellkartoffeln, Pommes, Kartoffelgratin, alles ist möglich. Die Kartoffel ist eine wunderbare, wandelfähige und leckere Knolle.

Nichts spricht dagegen, wenn man Kartoffeln selbst anbaut. In unseren Ratgeber „Frühkartoffeln“ und „Pflanzgut – Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch“ gehen wir bereits auf die Kartoffel ein.

In diesem Artikel möchten wir uns mit dem Thema „Vorkeimen“ beschäftigen.

Warum ist das Vorkeimen von Kartoffeln wichtig?

Das Vorkeimen von Kartoffeln ist ein etwas aufwendigerer Prozess, der aber durchaus eine wichtige nicht zu unterschätzende Funktion hat. Durch das Vorkeimen geben Sie der Kartoffelknolle eine kleine „Starthilfe“. Die Kartoffel ist durch das Vorkeimen schneller erntereif, da sie ein fortgeschritteneres Entwicklungsstadium besitzt. Zudem bewirkt das Vorkeimen einen „Stärkung“ der Knolle, sodass Sie sich gegen Schädlinge wie den Kartoffelkäfer, aber auch Krautfäule (Phytophthora), Schwarze Pusteln (Rhizoctonia) oder Fäulnis (Erwinia) resistenter ist und die Gefahr einer Infektion reduziert wird. Junge Keime sind hingegen wesentlich empfindlicher.

Je nach Sorte ist das Vorkeimen unterschiedlich empfehlenswert. Einige Sorten sind durch das Vorkeimen bereits Mitte bis Ende Mai erntefähig.

Der Kartoffelanbau eignet sich auch hervorragend zu Bodenverbesserung. Wenn Ihr Boden schlecht belüftet oder stark verdichtet ist, bietet sich die Setzung von Kartoffeln an, da die Kartoffeln den Boden nachhaltig verbessern. Das Vorkeimen hat hier den Vorteil, dass die Knolle früher anwächst und sich somit eine schnellere Bodenbedeckung einstellt. Diese Bodenbedeckung verhindert Unkraut oder sorgt dafür, dass vorhandenes Unkraut sich nicht ausbreiten kann. Das dichte Blattwerk der Kartoffel hat zudem den Vorteil, dass es bei der Bodenregulierung mitwirkt. Der durch das dicht gewachsende Blattwerk geschützte Boden trocknet weniger schnell aus und benötigt somit auch weniger Wasser.

Durch die Art des Vorkeimens können Sie auch das Kaliber, also die Größe der Knolle, beeinflussen. Wenn Sie auf weniger Keime hinarbeiten, bilden sich weniger Stängel pro Kartoffelpflanze. Das vermindert zwar die Anzahl der Knollen, dafür werden diese aber größer.

Der Vorkeimprozess

Im Folgenden besprechen wir den Prozess des Vorkeimens. Bereiten Sie zuerst die benötige Menge an Pflanzkartoffelknollen vor. Pro zehn Quadratmeter müssen Sie mit etwa drei Kilogramm Kartoffelknollen rechnen. Je nach Sorte multipliziert sich der Ertrag auf bis zum Neun- bzw. Zwölffachen.

Im privaten Bereich hat es sich bewährt, wenn Sie die auf Eierkartons, Eierpaletten oder Jiffy-Töpfe zurückgreifen. Die Mulden der Eierkartons und Eierpaletten haben die ideale Größe für die Pflanzkartoffelknollen. Die Pappe wird mit der Zeit weich und verrottet im feuchten Boden recht schnell. Jiffy-Töpfe bestehen aus gepressten Torf.

Eine weitere Alternative sind mit Pflanzsubstrat gefüllte Kisten.

Stellen Sie die Jiffy-Töpfe, Eierkartons und Eierpaletten am besten in Anzuchtschalen, die Sie mit einer transparenten Haube z.B. aus Kunststoff abdecken können. Dies ist wichtig, damit die Luftfeuchtigkeit hoch bleibt.

Mischen Sie zwei Teile reifen, gesiebten Kompost mit einem Teil feinkörnigen Sand. Damit füllen Sie die Töpfe etwa zur Hälfte auf. Stecken Sie nun die Pflanzkartoffeln aufrecht in die Töpfe. Wenn Sie eine Kiste verwenden, dann legen Sie die Kartoffeln längs auf das Substrat. Füllen Sie anschließend den Rest mit dem Substrat auf, bis die Kartoffeln komplett bedeckt sind.

Gießen Sie die Kartoffeln, am besten mit einer Sprühflasche.

Als Platz eignet sich ein heller, kühler, am besten unbeheizter Raum. Die Temperaturen sollten zwischen 10 °C und 15 °C liegen.

Zwei bis drei Wochen vor dem Pflanztermin sollten Sie den Pflanzkartoffeln einen Wärmstoß geben. Der Wärmestoß sollte etwas Temperaturen von 15 °C bis 20 °C haben für etwa zwei bis drei Tage. Durch den Wärmestoß wird die Keimbildung noch einmal einen Schub gegeben.

Sie können im übrigen auch ohne Substrat oder Erde die Kartoffeln zum Vorkeimen bringen. Dafür legen Sie die Kartoffeln in flache Kisten und stellen sie an einen kühlen, hellen Ort. Achten Sie hierbei darauf, dass Sie die Kartoffeln wenden müssen, damit die Kartoffeln von allen Seiten Licht erhalten.

Der ideale Zeitpunkt zum Vorkeimen

Der ideale Zeitpunkt zum Vorkeimen ist ungefähr Mitte Februar. Der Grund liegt u.a. daran, dass die Lichtstärke auch an Südfenstern im Februar noch sehr schwach ist und sich so keine hohen Temperaten bei der Kartoffel bildet.

Hohe Temperaturen sorgend dafür, dass die Kartoffel bleiche, lange Keime bildet, die sehr leicht abbrechen.

Bei gutem Licht und angemessener, kühlerer Umgebungstemperatur, bilden sich her hellgrüne, kleine, gedrungene, dafür aber kräftigere Austriebe.

Bei direkter Sonneneinstrahlung im frühen Jahr sollten Sie auf eine Abdeckung der Anzuchtschalen und Deckel verzichten. Eine Abdeckung könnte dafür sorgen, dass sich das Innere zu sehr aufheizt. Dann müssten Sie häufiger die Feuchtigkeit kontrollieren und nachwässern.

Nach dem Beginn des Vorkeimprozesses dauert es etwa vier bis zehn Wochen bis zum Pflanztermin.

Alter der, die Reifetyp, die Keimstimmung, Umweltbedingungen sowie die Sorte beeinflussen den Vorkeimvorgang.

Abhärtung

Es ist wichtig, dass Sie Ihre Kartoffelknollen zur Sicherheit nochmal abhärten. Die Nächte von Februar bis Ende April / bis zu den Eisheiligen kann es nochmal sehr kalt werden, inklusive Bodenfrösten.

Der Prozess der Abhärtung beginnt ungefähr drei Wochen nach dem Beginn des Vorkeimprozesses. Dafür reduzieren Sie die Temperatur für einige Tage auf bis maximal 5 °C. Anschließend erhöhen Sie die Temperatur wieder auf die Knollenwohlfühltemperatur von 10 °C bis 15 °C.

Kontrolle der Feuchtigkeit

Die Kontrolle der Feuchtigkeit beim Vorkeimprozess Ihrer Kartoffeln ist äußerst wichtig.

Wenn die Kartoffeln zu trocken werden, können sie absterben. Werden die Kartoffeln zu feucht, kann sich Schimmel bilden.

Wichtig ist, dass Sie die Luftfeuchtigkeit und die Bodenfeuchtigkeit im Auge behalten.

Um die richtige Luft und Bodenfeuchtigkeit sicherzustellen, sollten Sie auf entsprechende Sensoren zurückgreifen.

Gießen Sie die Kartoffeln im Vorkeimprozess nicht klassisch, sondern besprühen Sie die Kartoffeln. Dies hat den Effekt, dass ein Teil der Feuchtigkeit in den Boden geht und ein anderer Teil in der Luft.

Achten Sie beim Besprühen darauf, dass nicht direkt die Kartoffeln besprüht werden, sondern lediglich die Oberfläche des Keimgefäßes mit dem Substrat.

Wenn Sie kein Substrat verwenden, hilft es ein handfeuchtes Tuch über die Kartoffeln zu legen.

Um die Feuchtigkeit effektiv zu regulieren und zu kontrollieren, achten Sie darauf, dass Ihre Gefäße nicht in der Nähe von Heizungen oder anderen Wärmequellen stehen. Auch offene Fenster mit Luftzug ist tabu.

Heizungen oder auch Luftzüge können zu einer schnellen Austrocknung führen.

Kontrolle der Temperatur

Wie bereits angesprochen ist auch die Temperatur wichtig, damit Ihre Kartoffeln gut vorkeimen. Damit die Keime gut wachsen, ist eine konstante Temperatur notwendig. Die Knollenwohlfühltemperatur liegt bei etwa 10 °C bis 15 °C. Wenn Sie eine Temperatur „eingestellt“ haben z.B. 12 °C, dann sollte diese Temperatur auch durchweg konstant gehalten werden. Ausgenommen, Sie möchten eine Wärmestoßtechnik oder Abhärtungstechnik anwenden.

Temperaturschwankungen stressen die Knollen und beinflussen das Wachstum äußerst negativ.

Dauerhaft zu hohe Temperaturen führen zu einem schnellen Wachstum. Das ist über einen kurzen Zeitraum (siehe Wärmestoßtechnik) in Ordnung, über einen längeren Zeitraum hingegen führt es zu einem schwachen Wuchs mit kleinen Knollen und einer geringeren Anzahl an Knollen. Überhitzung durch direkte Sonneneinstrahlung kann über einen längeren Zeitraum tödlich sein.

Dauerhaft zu niedrigen Temperaturen hingegen führen zu einem langsamen Wachstum, einer Verzögerung der Keimung bis hin zur Keimhemmung.

Wie Sie die Temperaturmessung und die Feuchtigkeitsüberwachung automatisieren oder Ihr komplettes Gewächshaus, lesen Sie in unseren Ratgebern „Das voll automatisierte Gewächshaus“ und „Smarte Gartenbewässerung mit dem Raspberry Pi“.

Vorgekeimte Kartoffeln auspflanzen

Die vorgekeimten Kartoffeln werden je nach Region Ende März bis Mitte April ausgepflanzt. Die Kartonagen und Töpfen sollten bereits sehr weich sein. Seien Sie dennoch vorsichtig, wenn Sie die Kartoffeln aus den Eierkartons oder Jiffy-Töpfen holen, damit Sie nichts kaputt machen. Ziehen Sie niemals mit Gewalt an der Knolle, denn dann reißen die Austriebe leicht ab. Liegen die Kartoffeln in einer Kiste und sind darin bereits gut durchwurzelt, können Sie vorsichtig die Kartoffeln herausschneiden, wie Sie einen Kuchen auf dem Blech schneiden würden.

Nun geht es an die Pflanzung. Bereiten Sie die Pflanzlöcher vor. Die Kartoffel wird so tief in die Erde gelegt, dass die neuen Keime nur ein paar Zentimeter mit Erde bedeckt sind.

Es ist wichtig, dass die Keime nicht frei liegen! In einigen Regionen können im Mai noch Nachtfröste auftreten. Ungeschützte Keime würden durch den Frost Schaden nehmen und unter Umständen absterben. Nur wenn die Knollen tief genug unter der Erde liegen, sind sie vor Frostschäden geschützt.

Der Reihenabstand für die Pflanzung liegt bei etwa 70 Zentimeter, der Pflanzabstand bei etwa 40 Zentimetern.

Kleiner Tipp: Wenn Sie das Kartoffelbeet mit einem Vlies abdecken, der nicht nur einen guten Schutz gegen leichte Fröste bietet, können Sie auch die Kartoffelernte etwas weiter verfrühen.

Pflege nach der Pflanzung

Nach der Pflanzung der Kartoffeln ist nun eine gewisse Pflege notwendig, damit eine gute und erfolgreiche Ernte stattfinden kann.

Während der Wachstumsphase der Kartoffelpflanzen müssen diese regelmäßig gegossen werden. Der Boden muss eine ausreichende Feuchtigkeit besitzen. Zu viel Feuchtigkeit führt wiederum zu Staunässe und damit zur Wurzelfäule. Zu wenig Wasser lässt die Pflanzen vertrocknen.

Zur Feuchtigkeitregulierung können Sie eine Mulchschicht aus Stroh oder Kompost auftragen, um die Feuchtigkeit im Boden zu halten und Unkräuter einzudämmen, damit diese nicht den jungen Kartoffeln schaden.

Auch die regelmäßige Kontrolle auf Schädlinge ist essentiell wichtig. Blattläufe, Kartoffelkäufer und einige Krankheiten können ihre Kartoffelpflanzen befallen, dann ist schneller Eingriff notwendig. Ein Befall von Schädlingen oder Krankheiten muss sofort bekämpft oder im schlimmsten Fall entfernt werden, um eine Ausbreitung zu verhindern.

Das regelmäßige Entfernen von Unkräutern ist ebenfalls wichtig. Unkräuter entziehen ihren Kartoffelpflanzen Wasser und Nährstoffe. Achten Sie bei der Entfernung der Unkräuter darauf, dass dabei nicht die Wurzeln der Kartoffelpflanzen beschädigt werden.

Damit Sie eine gute Ernte erziehen, sollten ihre Kartoffelpflanzen gedüngt werden. Hierfür eignet sich organischer Dünger wie Kompost oder Hornspäne. Vermeiden Sie in jeden Fall eine Überdüngung. Dies führt zu einem übermäßigen Blattwuchs, aber die Kartoffelknollen bleiben klein.

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