Die Frage tritt sehr häufig in vielen Zusammenhängen auf und wird uns von mehreren Seiten immer wieder gestellt, seien es andere Gärtner und Landwirte, Verkäufer oder auch Käufer, aber auch von Juristen.
Zuallererst muss man sagen, es kommt auf den Einzelfall an. Wir können mit diesem Artikel nicht jeden Einzelfall abdecken. Deshalb wird dieser Artikel möglichst allgemein gehalten sein und auf die wichtigsten Fragen eingehen.
Es handelt sich bei den folgenden Ausführungen um unsere persönliche Meinung und unseren Erfahrungen unter gärtnerischen und landwirtschaftlichen Gesichtspunkten. Es handelt sich nicht um eine Rechtsberatung. Sollten Sie konkrete Fragen oder Probleme haben, empfehlen wir Ihnen einen Anwalt aufzusuchen.
Was genau bedeutet „schnell verderblich“?
Eine Sache gilt als „schnell verderblich“, wenn sie innerhalb einer kurzen Frist aufgrund natürlicher Prozesse ohne Anwendung von Erhaltungstechniken verdirbt.
Wichtig ist, dass immer auf den Einzelfall abgestellt wird. Eine Pauschalisierung, welche Pflanze „wie schnell“ und „wie verderblich“ ist immer schwierig und ist abhängig von verschiedenen Umständen.
Auf die Punkte „schnell“ und „verderblich“ gehen wir in den folgenden Punkten detaillierter ein.
Was ist unter „schnell“ zu verstehen?
Das ist in erster Linie von der konkreten Sache abhängig und den Umständen, in der sich die Sache befindet. In der Regel geht man von einer Frist von 7 bis 14 Tagen aus.
Es können aber auch wenige Tage oder Stunden sein. Als Beispiel kann man wurzelnackte Pflanzen sehen. Sie haben keine Nährstoffversorgung und Ihre Stoffwechselprozesse können schnell „einfrieren“, sodass es nicht mehr möglich ist, entsprechende Abbauprozesse zu kompensieren.
Topfpflanzen können bereits nach wenigen Tagen verderben. Je nach Art der Pflanze, des Topfes und den Umweltbedingungen.
Allerdings, darf man hier nicht vergessen, dass es noch andere Faktoren gibt, wie beispielsweise Wurzelstress, Transportstress, der den Verderb einer Pflanze begünstigen kann. Eine Pflanze, die in einem Paket war, ist beispielsweise schneller verderblicher als eine Pflanze, die in einem guten Mutterboden in einem Beet steht.
Umweltfaktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit und vieles mehr, können den Verderb beschleunigen.
Für die Bewertung der „Schnelligkeit des Verderbs“ ist darauf abzustellen, dass die Bewertung ausschließlich unter dem Ausschluss von Erhaltungstechniken stattzufinden hat und die Umgebungsbedingungen des Einzelfalls mit einzubeziehen.
Was versteht man unter verderblich?
Natürliche Prozesse sind physikalische, chemische oder biologische Prozesse, wie Verderb durch Mikroorganismen (beispielsweise Bakterien und Pilze), Umwelt- und Witterungseinflüsse, Sonne (zum Beispiel Wärme und Licht), Kälte, Feuchtigkeit, chemische Reaktionen (wie beispielsweise Peroxidbildung, auch bekannt als „Ranzig werden“ und Oxidation) und vieles mehr.
Beim Verderb können unter anderen Toxine, also Giftstoffe, entstehen, die der Pflanze ebenfalls zu setzen.
Die häufigste Art des Verderbs ist die Fäulnis und Fäulnis ist wiederum eine natürliche Form der Gärung. Dabei entstehen organische Stoffe wie verschiedenste Amine, Propionsäure, Essigsäure, Buttersäure, Ethanol, aber auch anorganische Stoffe wie beispielsweise Schwefelwasserstoff und Ammoniak. Ursache der Fäulnis sind Mikorganismen, die dann eintritt, wenn beispielsweise der Stoffwechsel gestört ist (z.B. nicht genug Nährstoffe, kein Wasser) oder Bakterien und Pilze die Pflanze angreifen (Wurzelfäule) und die Pflanze nicht schnell genug die Abbauprozesse mit Aufbauprozessen ausgleichen kann.
Physikalischer Verderb
Unter „physikalischer Verderb“ wird jede Art von Verderb gefasst, der auf Einwirkungen oder Prozessen von Temperatur, Licht, mechanische Beanspruchung, Alterung basiert.
Chemischer Verderb
Chemischer Verderb wird auch als „enzymatischer Verderb“ bezeichnet. Dies begründet sich darin, dass bei vielen chemischen Verderbsprozessen Enzyme eine wichtige Rolle spielen.
Bei Enzymen handelt es sich um Proteine, die in den lebenden Zellen gebildet werden und als Biokatalysatoren chemische Reaktionen des Stoffwechsels beschleunigen können. Diese Beschleunigung führt zum Verderb. Ursache kann eine Autolyse sein, also von der Pflanze selbst produzierte Enzyme sein oder Fremdenzyme zum Beispiel von Pilzen, Bakterien, aber auch von organischen Komponenten oder Düngern.
Auch die hydrolytische Spaltung (die Spaltung mit der Unterstützung von Wasser) oder die Oxidation (Reaktion mit Sauerstoff) von Fetten, Proteinen, Kohlenhydraten, Vitaminen können einen Verderb herbeiführen.
Biologischer Verderb
Der biologische Verderb wird auch mikrobieller Verderb genannt. Mikroorganismen bauen, unter anderem durch Stoffwechselprodukte und Enzyme, viele organische Komponenten und Substanzen ab. Dieser Abbau führt zum Verderb, wenn der Abbau schneller erfolgt, als die Regenerierung.
Stoffwechselprodukte können neben Ketonen, Alkohole, Aminosäuren, organischen Säuren, Vitaminen, Ammoniak, diverse Toxine, aber auch Antibiotika sein.
Die Stoffwechselprodukte reichern sich in der Pflanze an. Toxine können die Pflanze beispielsweise vergiften. Und die anderen Komponenten das Gleichgewicht in der Pflanze zerstören.
Was sind Erhaltungstechniken?
Es gibt Möglichkeiten einen Verderb nicht nur zu beschleunigen, sondern auch zu verlangsamen oder zu stoppen. Die bekanntesten Methoden bei Lebensmitteln sind die Konservierung in Salz, das trocknen, einmachen oder einfrieren.
Erhaltungstechniken sind alle Methoden, die dazu dienen, dass biologischer, chemischer oder physikalischer Verderb nicht eintritt. Dazu ist es beispielsweise notwendig, dass die Abbauprozesse minimiert und die Aufbauprozesse gefördert werden. Auch die präventive Bekämpfung von Pilzen und Bakterien, beispielsweise mit Wasserstoffperoxid, die unterstützende Düngung und Versorgung mit wichtigen Nährstoffen sind essenzielle Methoden.
Bei Pflanzen ist es eine umfassende Pflege und Kultivierung, die artgerecht auf die jeweilige Pflanze abgestimmt sein muss.
Fazit: Sind Pflanzen verderblich?
Wie es so schön heißt, es kommt darauf an. In jedem Fall ist der Einzelfall zu prüfen.
Die Verderblichkeit von Pflanzen ist prinzipiell gegeben. Allerdings ist sie auch stark von Umwelteinflüssen und anderen Gegebenheiten abhängig. Bei einem ungeeigneten Standort oder unzureichenden Umweltbedingungen kann der Verderb schneller erfolgen.
Ein wichtiger Punkt bei der Bewertung ist beispielsweise die Art der „Lagerung“. Pflanzen im Topf, mit nackter Wurzel oder mit Ballen haben nur sehr begrenzte Nährstoffe und Wasserzugang, und zwar die Nährstoffe und das Wasser, dass sich in der Erde (des Topfes oder Ballens) befindet und das, was die Pflanze in sich bereits angelegt hat.
Somit kann der „Prozess des hungern und verdursten“ ohne Erhaltungstechnik (hier düngen und wässern) je nach Topfgröße und Ausprägung der Pflanze (Alter, Größe, Art der Pflanze) schneller oder langsamer vonstattengehen.
Basieren auf die in Fachkreisen übliche Definition von „schnell verderblich“, kann man sagen, dass Schnittblumen, Wurzelware, Ballenwaren und viele Topfpflanzen im Prinzip erst mal als schnell verderblich zu verstehen sind. Bei einigen Pflanzen kann man zudem sagen, je jünger eine Pflanze und je kleiner der Topf, desto stärker wirkt dies zusätzlich auf die Verderblichkeit aus. Allerdings in Einzelfällen kann dies auch nicht der Fall sein.
Wir möchten nochmals ausdrücklich erwähnen, dass dies unter den gärtnerischen und landwirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet wird.
Rechtlich kann die Sache anders aussehen.
Wie bei allen juristischen Sachen gilt: „zwei Anwälte, drei Meinungen“, „vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand“ und „Vor Gericht braucht man drei Säcke: einen mit Papier, einen mit Geld und einen mit Geduld“.
FAQ
Im Folgenden möchten wir einige Fragen beantworten, die uns immer wieder gestellt werden.
Wirkt sich eine Lagerung in einem Karton (Postfiliale/Standort) auf die Verderblichkeit aus?
Unsere Erfahrungen zeigen ein eindeutiges „Ja“. Bereits nach wenigen Tagen ohne Sonnenlicht im Karton, beginnen die naturbedingten Prozesse und Reaktionen, die zu einem Verderb führen.
Wirken sich Temperaturen auf die Verderblichkeit aus?
Ungünstige Temperaturen am Standort wirken sich negativ auf die Verderblichkeit vieler Pflanzen aus. Dies ist abhängig von der Art der Pflanze und den Umgebungsbedingungen.
Ich habe von eBay / Paypal im Zuge eines Käuferschutzfalls die Auflage erhalten, ein Unternehmen zu beauftragen ein Gutachten zu erstellen. Kann ich das bei Ihnen in Auftrag geben?
Diese Aufforderungen von eBay, Paypal aber auch anderen Zahlungsdienstleistern sind uns gut bekannt. Sie können sich gerne mit Ihrem Anliegen an uns wenden und wir erstellen Ihnen ein Angebot. Unsere Kontaktdaten finden Sie im Impressum.
Welche Möglichkeiten gibt es den Verderb zu verlangsamen oder aufzuhalten?
Das wichtigste ist erst mal, dass Sie die Pflanzen sofort in die Pflege und Kultivierung überführen. Das bedeutet, dass Sie Pflanzen, die Sie im Paket erhalten, sofort auspacken und tränken. Anschließend suchen Sie einen geeigneten Platz und pflanzen die Pflanzen dort ein. Es sollte sich um eine gute Erde handelt, die der Pflanze das bietet, dass sie benötigt. Der Standort sollte ebenfalls geeignet sein. Achten Sie darauf, dass beispielsweise Staunässe vermieden wird.
Eine weitere wichtige Tätigkeit um Verderb zu verhindern ist eine umfangreiche Prävention. Hier hat sich beispielsweise Wasserstoffperoxid, aber auch verschiedene Sude bewährt.
Wie verderblich ist welche Pflanze?
Diese Frage zu beantworten, ist quasi unmöglich. Allerdings können wir einige Richtwerte aus unserer Erfahrung geben. Vorausgesetzt ist, dass die Pflanzen in einer für die „üblichen“ Umgebung befindet und keine Erhaltungstechniken angewendet werden.
Bei wurzelnackten Pflanzen kann man mit einigen Stunden bis zu maximal drei Tagen rechnen, bis die Pflanze unumkehrbar verdirbt.
Ballenware ist etwas robuster, hier liegt die Zeit bis zum unumkehrbaren Verderb bei etwa drei bis fünf Tagen.
Die Topfpflanzenware hält je nach Sorte zwischen drei und fünf Tagen durch, ehe der unumkehrbare Verderb eintritt.
Große Pflanzen im Container und Bäume sind etwas robuster. Hier kann man mit bis zu zehn Tagen rechen, ehe der unumkehrbare Verderb eintritt.
Wie man sieht, der Zeitraum ist recht gering, wenn man keine Erhaltungstechniken verwendet. Die Erfahrung sagt, dass fast keine Pflanze ohne Erhaltungstechniken länger als 10 Tage überlebt.
Mit entsprechenden Erhaltungstechniken und einem guten Standort beziehungsweise. Umweltbedingungen können Pflanzen mehrere Wochen, Monate oder Jahre alt werden. Bäume sogar mehrere hundert Jahre.
Wir möchten nachdrücklich darauf hinweisen, dass die vorhergehenden Ausführungen auf unserer persönlichen Meinung und unseren Erfahrungen im Bereich Gartenbau und Landwirtschaft basieren. Diese stellen keine rechtliche Beratung dar. Unter rechtlichen Gesichtspunkten, vor Gericht oder auf hoher See können abweichende Ansichten vertreten werden. Die Sinnhaftigkeit dieser Ansichten bleibt offen für Diskussionen.