Kinkaku-ji (Goldener-Pavillon)

Der Kinkaku-ji (deutsch Goldener-Pavillon-Tempel) mit eigentlichem Namen Rokuon-ji (Rehgarten-Tempel) ist ein buddhistischer Tempel im Nordwesten der Stadt Kyoto in Japan.

Kinkaku-ji Teichsicht
Kinkaku-ji Teichsicht

Bekannt ist der Tempel für seine Reliquienhalle (Shariden), deren oberen Stockwerke vollständig mit Blattgold überzogen sind und daher als Kinkaku (Goldener Pavillon) Bezeichnet werden.

Aufgrund der Bekanntheit des Pavillons wird der Name Kinkaku-ji für die komplette Anlage verwendet.

Geschichte

Ende des 14. Jahrhunderts, während der Muromachi-Zeit, erlebte unter dem Shōgun Ashikaga Yoshimitsu das mittelalterliche Japan eine seiner politisch und wirtschaftlich stabilsten Phasen. Diese Epoche, auch Kitayama-Kultur (Kitayama bunka) bennat, gilt als Nährboden für eine der florierensten und innovativsten Kulturepochen Japans.

Im Jahr 1331 wurde durch Kaiser Go-Daigo (zwischen 1288 und 1339) im Zuge der Kemmu-Restauration der Niedergang des Kamakura-Shogunats eingeläutet. Damit wurde auch eine Grundlegende Neuordnung politischer und Wirtschaftlicher Verhältnisse geschaffen.

Etwa ein Jahr später im Jahre 1332 eroberte Ashikaga Takauji (zwischen 1305 und 1358) zusammen mit Go-Daigo die Stadt Kyoto. Mit diesem Sieg wurde das Kamakura-Shogunats endgültig besiegt.

Aufgrund von Divergenzen zwischen den Interessen von Go-Daigo und Ashikaga Takauji kam es im Jahr 1335 zu Kämpfen zwischen dem Kaiser Go-Daigo und dem Militärführer Ashikaga Takauji. In diesem Kämpfen war der Sieger die Familie Ashikaga, durch den Einnahme von Kyoto im Jahre 1336. 1338 wurde Ashikaga Takauji zum Shogun.

Der ehemalige Kaiser Go-Daigo floh mit seinen teuren Gefolgsleuten nach Yoshino im Süden der Hauptstadt und etablierte dort den so genannten „Südhof“. Es entstanden zwei Dynastien, die des Nordens und die des Südens.

Erst nach 60 Jahren im Jahr 1392 wurde der Krieg zwischen Norden und Süden beigelegt.

Im Zuge dieser Kämpfe entstand eine Neuverteilung der politischen Macht in Japan. Die wichtigste und grundlegendste Veränderung für Japan bestand in der endgültigen politischen Entmachtung des Kaiserhofes zugunsten des Shogunats und seiner Vasallen. Der Sitz des Shogunats wurde von Kamakura nach Kyoto in das Muromachi-Viertel umverlegt.

Das Ashikaga-Shogunat blieb für lange Zeit eine politische „Übergangslösung“ und stellte nichts anderes als eine äußerst instabile Vorherrschaft der Krieger-Kaste dar.

Erst mit Ashikaga Yoshimitsu (zwischen 1358 und 1408), dem Enkel Takaujis und somit dritten Shogun der Ashikaga-Dynastie, begann eine der wichtigsten und kulturell bemerkenswertesten Perioden des mittelalterlichen Japans.

Dem Shogun Ashikaga Yoshimitsu gelang es eine Epoche relativer Stabilität und eines „inneren“ Friedens zu gewährleisten, trotz stark schwankender Machtverhältnisse.

Ashikaga Yoshimitsu wurde bereits als Kind zum Shogun ernannt und seit seiner Kindheit mit zahlreichen militärischen Problemen ausgesetzt. Dennoch verpflichtete sich Ashikaga Yoshimitsu dem kulturellen Bereich und wurde ein recht großer Mäzen der Künste. Ashikaga Yoshimitsu tat dies um nach höherem Ansehen zu streben. Dazu verwendete Ashikaga Yoshimitsu auch die Religion und wandte sich dekadenten Luxus zu. Alles mit dem Ziel seinen sozialen Status zu erhöhen.

Unter Ashikaga Yoshimitsu entwicklete sich die eingangs erwähnte Kitayama-Kultur. Der Höhepunkt dieser Kultur war das Ende seiner Regierungszeit um 1392.

Kultur

Die kulturelle Blütezeit „Kitayama“ wurde nach dem Landhaussitz von Ashikaga Yoshimitsu (Nordberg) benannt. Der große Erfolg der Kitayama-Kultur beruht auf eine klassenübergreifende Ausrichtung, so dass nicht nur die höfische Elite sondern auch das Kleinbürgertum profitierten und an Ansehen und Ruhm gewinnen konnten. Dazu war es nun auch üblich, sich den Künsten zu widmen. Besonders die militärischen Fürsten begannen sich für die feinen Künste zu interessieren. Die feinen Künste des Hofes, die höfischen Traditionen und höfischen Normen wurden nachgeeifert. Das Interesse an den klassichen oder traditionellen Künsten und Fertigkeiten wuchs.

Was früher dem Adel am Hofe oder dem Klerus vorbehalten war, war nun für alle offen. Ergänzt wurde das ganze von Strömungen der chinesischen Kultur.

Die Kitayama-Kultur ist somit das, dass wir heute als „traditionell japanisch“ wahrnehmen. Dazu zählten die Künste und Fertigkeiten des No-Theaters, die Teezeremonie, Landschaftsgärtnerei mit den wunderschönen japanischen Gärten (Link), aber auch die Tuchmalerei.

Die Rolle von Zen-Klöster wuchs in dieser Zeit durch die kulturellen Einflüsse Chinas. Das Handelsabkommen zwischen China und Japan sorgte für einen reichlichen Zufluss an Importen nicht nur von Waren sondern auch von Technik, Kunst und Religiosität.

Der zunehmende religiöse Eifer der Kriegerfürsten beginn bereits mit den Hojo-Regenten im frühmittelalter Japans (13. Jahrhundert) in der Kamakura-Kultur.

Der Buddhismus, insbesondere der Zen-Buddhismus, erlange eine große Popularität im Kriegeradel, da er dessen Ideale widerspiegelte. Dies führte dazu, dass sich viele Männer des japanischen Kriegeradels nach ihrer politischen Karriere in ein buddhistisches Kloster zurückzogen, auf der Suche nach Ruhe und Beständigkeit.

Die Klöster entwickelten sich auch zu einem umfangreichen Maßstab für Kultur, Kunst und Wissenschaft. Mönche aus Klostern dienen häufig dem Militär. Sei es als Kriegermönch oder als Berater, Schreiber oder Verwalter. Mit dem durch Ashikaga Yoshimitsu veranlassten Austausch zwischen China und Japan entwickelte und verbreitete sich auch hoch entwickelte Architektur, Kunst und Literatur. Ein weiterer Nebeneffekt war die Ausweitung der Menge an Zen-Klostern und Tempel.

Während seiner Kindheit hatte Ashikaga Yoshimitsu einen kurzzeitigen Aufenthalt in einem Zen-Kloster und wurde auch später von geistlichen Vertretern der Zen-Schule beraten. Ashikaga Yoshimitsu erbaute die Tempelanlage Kinkaku-ji aus Respekt, Wohlwollen und Ehre gegenüber den Zen-Buddhismus.

Das Kinkaku-ji

Im Jahr 1394 legte Ashikaga Yoshimitsu nach 37 Jahren das Amt des Shoguns zugunsten seines Sohnes nieder und wirkte fortan als Großkanzler. Nachdem Ashikaga Yoshimitsu frei von seinen offiziellen politischen Verpflichten war, konzentriere er sich in den darauf folgenden Jahren hauptsächlich auf die Erbauung seines persönlichen Altersruhesitzes.

Er übernahm den heruntergekommenen Palast des Saionji-Clans. Der Saionji-Clan ist ein Teil des nördlichen Zweigs der Fujiwara-Familie. Der Palast befand sich im Norden Kyotos. Er baute den Palast auf und führe entsprechende Renovierungsarbeiten durch.

Der Palast wurde bekannt als Kitayama-Palast (Kitayamadai) und wurde Haupt- und Altersruhesitz des ehemaligen Shoguns Ashikaga Yoshimitsu.

Ashikaga Yoshimitsu legte besonders Wert und Achtsamkeit auf die Konstruktion des dazugehörigen Pavillons. 1397 lies er den Kinkaku-ji als Denkmal errichten. Der goldene Pavillon Kinkaku-ji wurde ursprünglich als Reliquen-Halle verwendet und daher nahe am Kitayama-Palast gebaut.

Beide Gebäude gehören zum Rinzai-Zen-Tempelkomplex Shōkoku-ji. Gründung und Verwaltung des Tempelkomplexes wurde dem Zenmeister und engen Vertrauen Ashikaga Yoshimitsu Musō Soseki (von 1275 bis 1351) überantwortet.

Architektur

Die komplette Architektur des Komplexes vereint die vielen unterschiedlichen japanischen Stile auf der einen Seite, auf der anderen Seite finden sich auch Einflüsse Chinas durch entsprechende Bauelemente. Der äußert grazile Pavillon besteht im ganzen aus drei Geschossen, die jeweils in unterschiedlichen Stils gehalten und umringt von Rundbalkonen sind.

Das Erdgeschoss ist im Stil des Palastbaustil der Fujiwara-Zeit (Shinden-zukuri-Stil) gehalten. Als Hōsui-in (Tempel des Dharma-Wassers) spiegelt dieser Teil des Pavillon den klassischen und eleganten Stil der Heian-Periode wider. Im Inneres des Tempels findet sich einen der Größten Schätze des Kinkaku-ji, die Amida-Triade (auch Shakyamuni-Triade).

Der erste Obergeschoss ist angelehnt an Samurai-Häuser auch als Buke-zukuri-Stil bekannt. Es wird als Choondo (Grotte der Wellenklänge) bezeichnet. Stilistisch kann es in die Kamakura-Zeit datiert werden. Es beherbergt Darstellungen des als weiblich vorgestellten Bodhisattvas Kannon.

Das zweite Obergeschoss ist dem Stil von chinesischen Zentempeln (Karayo-Stil) angelehnt. Es wird als Kukkyocho (überwältigender Gipfel) bezeichnet. Dieses Stockwerk ist reich verziert und besitzt halbrunde Fenster. In dem Stockwerk befinden sich verschiedene Bodhisattva-Bildnisse.

Die Dächer des Pavillons sind nach außen hin leicht geschwungen im Stil einer Pagode. Die grazile und feine Optik des Goldenen Pavillons werden durch niedrige Deckenhöhen und schmalen Säulen unterstrichen.

Die oberen beiden Geschosse sind mit Lack bestrichen und mit einem Gold plattiert. Daher erlangte der Pavillon seine Berühmtheit. Gekrönt wird der Pavillon mit einem goldenen Fenhuang. Ein Fenhuang ist ein sagenumwobener Vogel aus der chinesischen Mythologie.

Die erwähnte Goldplattierung verleiht dem Pavillon seinen Namen. Als besonderer Effekt verursachte das Gold ein „erstrahlen“. Wenn Sonnenlicht auf den goldenen Tempel trifft, wird der Effekt des Kinkaku-ji sehr deutlich.

Das Licht sorgt dafür, dass das Gold an den Wänden des Pavillons hell leuchtet. Es spiegelt sich im davorliegenden Teich und zusammen entsteht eine gewisse Aura die den Goldenen Pavillons so einzigartig und reizvoll für den Betrachter macht.

Man sagt, dass die äußere Goldverkleidung erst nachträglich, mehrere Jahre nach dem Tode Ashikaga Yoshimitsu ergänzt worden wurde. Zu Lebzeiten wurde dies nicht geschafft.

Landschaft

Der „Goldene Pavillon“ liegt im mit Bergen umsäumten Nordwesten Kyōtos. Der Stadtbezirk nennt sich Kita-ku.

Die Pavillon ist umgeben von einer weitläufigen Gartenanlage, vor allem mit Sträucher und Bäumen bepflanzt. Der Goldene Pavillon liegt am Rande eines großen Sees / Teiches, der als Kyōkochi-Teich bezeichnet wird.

Eingebettet ist er dezent in die natürliche Umgebung. Der Kinkaku-ji nicht grell oder vorstehend sondern schmiegt sich in die Gartenlandschaft ein. Dies entspricht auch dem ästhetischen Empfinden Muromachi-Zeit.

Gemäß den Regeln sollen Gärten und Tempel immer die buddhistische Weltsicht veranschaulichen. Das bedeutet, dass sie möglichst kontrastfrei und fließend in das natürliche Umfeld eingefügt werden. Ziel ist eine harmonische Beziehung zwischen Natur und Mensch widerzuspiegeln.

Der Kinkaku-ji nach dem Tod Ashikaga Yoshimitsus / Zukunft

Nach dem Tod von Ashikaga Yoshimitsus im Jahr 1408 hat sein Sohn den Privatbesitz seines Vaters auf dessen Wunsch hin in eine Tempelanlage der Rinzai-Sekte umgewandelt.

Während der Ōnin-Kriege zwischen 1467 und 1477 wurden mehrere der zum Shōkoku-ji gehörenden Tempel mehrfach niedergebrannt. Der Goldene Pavillon überstand den Krieg jedoch.

In der Meiji-Zeit hingegen verlor der Tempelkomplex Rokuon-ji und somit auch der goldene Pavillon Kinkaku-ji die finanzielle Unterstützung. Nur durch die Bemühungen der Äbte konnte er 1894 wieder für die Öffentlichkeit geöffnet werden.

Am 02. Juli. 1950 etwas 60 Jahre später, viel der Kinkaku-ji einer Brandstifftung durch einen buddhistischen Priester zum Opfer, der die Schönheit des Pavillons angeblich nicht ertragen konnte

Dieses Ereignis wurde vom Schriftsteller Mishima Yukio im Jahr 1956 in seinem Buch Kinkakuji (Der Tempelbrand, 1961) festgehalten.

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Im Jahr 1955 gelang es eine exakte Replik des Kinkakuji (Goldenen Pavillons) zu rekonstruieren und anschließend wieder aufzubauen. Dabei ging jedoch der Status des Nationalschatzes verloren. 1987 wurden die Wände bei Restaurationsarbeiten mit neuem Lack ausgebessert und die Goldplattierungen erneuert.

Im Jahr 1956 wurde die Gartenanlage zur „besonderen historischen Stätte“ (tokubetsu shiseki) erklärt.

Seit dem Jahr 1994 zählt der Goldene Pavillon zusammen mit anderen Stätte der Region Kyoto zum UNESCO-Weltkulturerbe „Historisches Kyoto (Kyōto, Uji und Ōtsu)“

Heute ist der Goldene Pavillon ein sehr beliebtes Touristenziel in Kyoto. Die besondere Popularität des Tempels wird genutzt um die Bedeutung, Werte und Geschichte des Buddhismus im Bewusstsein der Besucher zu halten.

Bilderquelle

Alle Bilder wurden uns von unserem Photografen „Medi“ zur Verfügung gestellt.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Sabrina

    Toller Beitrag und sehr imposante Bilder! Kann mich kaum sattsehen 🙂

  2. medi

    Yep, ist ein sehr beeindruckender Anblick dort. Danke fürs Lob für die Bilder 🙂

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