Parasitenbefall bei Legehennen: Rote Vogelmilbe

Die rote Vogelmilbe ist ein nachtaktiver temporärer Ekto- oder Aussenparasit und die am häufigsten weltweit vorkommende Parasitenart beim Hausgeflügel. Sie befällt ebenso wildlebende Vögel, beispielsweise Singvögel oder Tauben, aber auch Ziervögel. Bei starkem Befall kann die rote Vogelmilbe zu Blutarmut und somit schlimmstenfalls zum Tod führen. Bei Küken und Jungvögeln reicht dazu bereits ein mäßiger Befall. Auch bei brütenden Vögeln reicht ein geringerer Befall aus, um direkt zum Tod führen zu können.

Was zeichnet die rote Vogelmilbe aus?

Die Körpergröße von erwachsenen roten Vogelmilben ist abhängig vom Ernährungszustand, bzw. dem Grad der Blutfüllung. Dadurch schwankt diese zwischen 0,6 – 1 mm Länge und 0,3 – 0,4 mm Breite. Eine leere rote Vogelmilbe ist eher gräulich-weiß, erst eine vollgesogene rote Vogelmilbe erhält durch die Nahrungsaufnahme ihre namensgebende Färbung.

Die Eier werden nicht auf dem Wirt abgelegt, sondern in Spalten, Ritzen oder Hohlräumen in direkter Umgebung (bis zu 80 cm Umkreis!) der Nachtquartiere der Vögel. Aus den Eiern schlüpfen erst sechsbeinige Larven, welche sich zu achtbeinigen Nymphen und schlussendlich zum Adulttier entwickeln. Jedes Stadium ist blutsaugend, bleibt aber nicht auf dem Wirtstier sitzen, sondern verlässt dieses nach der Mahlzeit unmittelbar wieder. Man spricht daher von einem temporären Ektoparasiten.

Rote Vogelmilben bevorzugen eine hohe relative Luftfeuchte von 60 % bis 70 % und Temperaturen zwischen 20 °C – 30 °C. Ein Hühnerstall kann somit die ideale Umgebung bieten. Bei diesen Bedingungen kann der Lebenszyklus einer roten Vogelmilbe (vom Ei bis zum adulten Tier) in 7-14 Tagen abgeschlossen sein. Während seiner Lebensdauer von bis zu sechs Wochen (temperaturabhängig) kann ein Weibchen etwa 300 Eier ablegen.

Mit Vogelblut vollgesogene Weibchen der roten Vogelmilbe waren in Experimenten bei 10 °C – 15 °C nach 190 Tagen, bzw. gut sechs Monaten noch reproduktionsfähig. Ebenso zeigten diese bei 5 °C und 90 % Luftfeuchte nach fünf Monaten noch die Fähigkeit sich wieder zu vermehren (währenddessen war keine Reproduktion möglich). Winterliche Zustände halten die roten Vogelmilben also nicht auf und können die Population maximal eindämmen. Bei idealen Bedingungen überleben vollgesogene Weibchen bis zu neun Monate und sind danach noch bzw. wieder in der Lage Eier abzulegen.

Den Weg zu den Wirtstieren findet die rote Vogelmilbe vermutlich durch CO₂, Erschütterungen und Wärme. Im Tagesversteck abgegebene Pheromone weisen den Milben den Weg nach der Blutmahlzeit zurück.

Rote Vogelmilben ernähren sich eigentlich nur vom Blut von Vogelarten und können auch nur damit ihren Lebenszyklus zu Ende bringen. Stehen der roten Vogelmilbe jedoch gerade keine Vögel zur Verfügung, kann es zum Befall von Säugetieren bzw. dem Menschen kommen. Beim Menschen spricht man dann von der sog. Vogelhalterkrätze oder Vogelhalter-Dermitis. Stiche selbst sind nicht schmerzhaft, führen jedoch zu schmerzenden roten Quaddeln mit Bläschen und starkem Juckreiz.

Woran ist ein Befall beim Hausgeflügel festzustellen und welche Folgen kann dieser haben?

Bei Vögeln verursachen die Bisse schmerzhafte und stark juckende Stellen. Befallene Tiere wirken unruhig, übermäßig schreckhaft und nervös. Tagsüber zeigen betroffene Tiere ein erhöhtes Schlafbedürfnis und sitzen mit geschlossenen Augen herum, um die Ruhephase nachzuholen. Sie kratzen sich ständig gereizt an den Bissstellen, die Gefiederpflege steigert sich also sichtbar um ein Vielfaches. Infolge des Scheuerns an den Bissstellen können, nebst der Gefahr von Schädigung und Verlust von Federn, Sekundärinfektionen auftreten.

Besonders gut sichtbar ist der Befall auch an den Beinen. Im Extremfall schwillt die Haut stark an, verkrustet sich und wird schuppig. Einzelne Hautpartien lösen sich dann nach und nach ab.

Treten die Milben in die natürlichen Körperöffnungen der Tiere ein, können Hühnerschnupfen, Gehörgangs- und Augenentzündungen die Folge sein.

Häufig kommt es bei stark befallenen Legehennen zum Rückgang der Legeleistung. Eine typische Reaktion bei massiv stressbelasteten Tieren. Andauernder Stress kann schlimmstenfalls zur völligen Unfruchtbarkeit führen. Was nicht zuletzt auch zu einem immensen wirtschaftlichen Schaden führt. Doch bereits vor dem Verlust der Legeleistung können blassere Eidotter und Blutspritzer auf den Eierschalen ein Anzeichen für einen Befall mit der roten Vogelmilbe sein. Auch das vermehrte Verlegen der Eier durch die Legehennen außerhalb des Nestes lässt darauf schließen.

Um den Milbenbefall zu visualisieren, kann an der unteren Hälfte der Sitzstangen doppelseitiges (weißes) Klebeband angebracht werden.

Was kann gegen die rote Vogelmilbe unternommen werden?

Da die Inhaltsstoffe von chemischen Akariziden (Milbenbekämpfungsmitteln) auf die Eier übergehen können oder aber auch spezielle Vorsichtsmaßnahmen bei belegten Ställen zu beachten sind, sollte auf diese als letztes zurückgegriffen werden. Zusätzlich sind bereits Resistenzen gegen verschiedene Biozide bekannt. Ist diese Methode dennoch das letzte Mittel, welches noch möglich ist, ist zu beachten, dass die chemische Milbenbekämpfung im Abstand von sieben Tagen zwei bis drei Mal durchgeführt werden sollte. Nur so werden möglichst viele Entwicklungsstadien der Milbe berücksichtigt.

Es empfiehlt sich also strikte Hygiene und Sauberkeit im Stall einzuhalten und das Problem möglichst frühzeitig einzudämmen. Die rote Vogelmilbe kann auch durch den Menschen von einem Stall zum anderen verschleppt werden. Dabei können mitgenommene Kabelrollen, Radios etc. eine Rolle spielen. Aber auch über Lüftungsanlagen können sie sich verbreiten. Regelmäßige und prophylaktische Behandlung bzw. Reinigung des Stalls oder der Ställe ist also unabdingbar.

Die rote Vogelmilbe kann auch durch Wildvögel und Nagetiere eingeschleppt werden. Wichtig ist also, ein Eindringen von Wildvögeln und Nagetieren in die Ställe zu vermeiden und die Futterplätze zu schützen.

Temperaturen unter -20 °C und über 45 °C vertragen rote Vogelmilben nicht. Auch gegen Austrocknung und Nässe reagieren sie empfindlich. Physikalisch können mit roter Vogelmilbe befallene Gegenstände also beispielsweise mit Hitze durch Heißluftpistolen oder Flammenwerfern behandelt werden. Hierbei muss selbstverständlich sämtlich leicht entzündliches Material vorher aus dem Stall entfernt werden, da sonst Brandgefahr besteht.

Eine andere Möglichkeit, die sich aus der Temperaturempfindlichkeit ergäbe, wäre die Behandlung von Objekten und Ritzen mit flüssigem Stickstoff. Dieser verdampft bei Raumtemperatur, ist aber im flüssigen Zustand -196 °C kalt – also weit unter den unverträglichen -20°. Stickstoff kommt natürlich in unserer Umgebungsluft vor, nach einer Behandlung von Ritzen, Hohlräumen, Gegenständen etc. müsste also maximal gut gelüftet werden.

WARNHINWEIS

Der Umgang mit flüssigem Stickstoff oder offenen Feuer bedingt einige grundlegend Fachkenntnisse, Ausrüstung und Vorbereitung. Lassen Sie solche Maßnahmen ausschließlich von geschulten Fachkräften ausführen.

Als weitere, wohl sehr naheliegende Möglichkeit, ist mechanisches Putzen angesagt – und zwar richtig gründlich und regelmäßig. Alle Einstreu muss entfernt und ausgetauscht werden. Bretter, Sitzstangen etc. aus dem Stall nehmen und putzen! Daneben selbstverständlich: Regelmäßige Reinigung von Kotgrube und Scharrraum, Staubsaugen des gesamten Stalls in kurzen Abständen, Kontrolle der Kisten und Kartons für Geflügel und Eier auf Sauberkeit. Als Putzmittel kann eine Mischung aus heißem Wasser, Flüssigseife oder Duschgel und Spiritus oder Speiseöl genommen werden. Diese Mischung kann auch nach der gründlichen Reinigung und Desinfektion auf mögliche Versteckplätze aufgebracht werden.

Mit biologischen Mitteln kann die rote Vogelmilbe ebenfalls bekämpft und eingedämmt werden.

Amorphe Silikatstäube (Kieselsäure) eignen sich beispielsweise gut dazu. Diese sind ungiftig und für die Lunge absolut unbedenklich, denn im Gegensatz zu kristallinen Stäuben werden amorphe Silikatstäube von der Lunge vollständig resorbiert. Die feinen Silikatpartikel zerstören die verdunstungshemmende Wachsoberfläche der Milben. Zusätzlich setzen sich die feinen Stäube in die Gelenkspalten der Milben, führen dort zu kleinen Verletzungen. So kann Körperflüssigkeit ungehindert austreten. Dies führt so zur innerhalb kurzer Zeit zur Austrocknung der Milbe. Die Wirksamkeit der Silikatstäube hängt von der Partikelgrößenverteilung, dem SiO2 (Siliziumdioxid) Gehalt, der Dichte sowie dem pH-Wert ab.

Es gibt auf dem Markt auch Staubbäder für Jung- und Legehennen, welches Siliziumdioxid angereichert ist und so zur Dezimierung der Parasiten beitragen kann, wenn es regelmäßig angewendet wird.

Ein anderes biologisches Mittel sind Öle wie beispielsweise Rapsöl. Dieses wird auf die Unterseite der Sitzstangen und auf bzw. in die Versteckmöglichkeiten der Milben aufgetragen. Die Öle verschließen die Poren der Milben, was zum Ersticken aller Stadien der Milben führt.

Auch sind die Repellente aufzuführen. Diese Bekämpfungspräparate, auf Basis von Pflanzenextrakten, werden dem Trinkwasser oder Futter zugegeben und wirken nicht abtötend, sondern machen das Blut der Hühner für die Milben unattraktiv. In der Literatur wird sogar Knoblauch aufgeführt, um die Milbenplage gering zu halten.

Zu guter Letzt gibt es auch natürliche Fressfeinde der roten Vogelmilbe. Raubmilben töten und fressen rote Vogelmilben, lassen dabei jedoch die Vögel in Ruhe. So wird die Population der roten Vogelmilbe stetig dezimiert. Sind keine roten Vogelmilben mehr, da sterben wiederum die Raubmilben ab, da ihnen nun die Nahrung fehlt. Der kritische Faktor ist hier jedoch die Zeit. Zur akuten und dringenden Bekämpfung von roten Vogelmilben ist diese Methode nicht zu empfehlen.

Zusammenfassung

Rote Vogelmilben können für unser Hausgeflügel tödlich sein. Ein Befall ist für die Tiere mindestens schmerzhaft und löst bei den betroffenen Vögeln immensen Stress aus.

Da rote Vogelmilben nachtaktive temporäre Ektoparasiten sind und somit nach der Blutmahlzeit nicht auf den Tieren verbleiben, sondern sich in ihre Nester in Ritzen, Spalten und Hohlräumen zurückziehen, kann ein Befall längere Zeit unentdeckt bleiben.

Die rote Vogelmilbe entwickelt sich bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60 % – 70 % und Temperaturen von 20 °C – 30 °C binnen 7 – 14 Tagen vom Ei zur adulten Milbe. Ein weibliches Tier kann während seiner Lebensdauer bei diesen Bedingungen ca. 300 Eier legen.

Die rote Vogelmilbe verträgt jedoch weder Temperaturen unter -20 °C noch über 45 °C. Auch gegen Nässe und Trockenheit sind die Milben empfindlich. Regelmäßige Reinigung und das Ausmisten der Ställe kann also helfen, einem Befall durch die rote Vogelmilbe vorzubeugen.

Zusätzlich sind Sandbäder im Handel erhältlich welche mit Siliziumdioxid angereichert sind und den Tieren helfen können, den Parasiten einzudämmen.

Die Inhaltsstoffe von chemischen Akariziden können auf die Eier übergehen. Auch sind bei der Anwendung besondere Vorsichtsmaßnahmen bei belegten Ställen zu beachten. Die Anwendung von diesen Mitteln muss im Abstand von ca. sieben Tagen zwei bis drei Mal erfolgen und sollte als letztes Wahl in Betracht gezogen werden.

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